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Emre Akal
Blitzlichter

Emre Akal, lebt als Autor & Regisseur im Spannungsfeld zwischen München, Berlin und Istanbul. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt auf recherchebasierter Autor*innenschaft und Stückentwicklungen. 2016 entwickelte er mit Nurkan Erpulat das Stück „Love it or leave it!“ am Maxim Gorki Theater Berlin. Darauffolgend schreibt er einen Text für die Neue Bühne Villach mit Premiere am 28.04.2017 und entwickelt zur Zeit mit Hakan Savas Mican das Stück
“Die Eroberung des goldenen Apfels” am Landestheater Niederösterreich mit Premiere am 5. Mai 2017. Zudem ist er als Finalist zum Nachwuchswettbewerb 2017 des Theaters Drachengasse in Wien eingeladen.
Mit seiner ersten Arbeit „Die Schafspelzratten“ erhielt er eine Debutförderung der Stadt München. Es folgten drei Stipendien der Stadt München, ein Dramatikerstipendium am Divercitylab in Wien und die Teilnahme am einjährigen Dramenlabor des westfälischen Landestheaters. Seine Arbeiten waren unter anderem am Theater Rampe in Stuttgart, dem Werk X in Wien, dem Stadttheater Bakırköy, dem Tatavla Sahnesi in Istanbul, dem Kaltstart Theaterfestival in Hamburg, an den Münchner Kammerspielen und am Maxim Gorki Theater in Berlin zu sehen. Sein Stück „Ostwind“ erhielt 2015 den Theaterpreis der Stadt Stuttgart und des Landes Baden-Württemberg.

2014 wurde sein drittes Theaterstück „Almanci: Doyclender“, uraufgeführt an der „tatavla sahnesi“ in Istanbul. Die Produktion wurde nach Wien eingeladen und wird 2015 am „Werk X“ in Wien gespielt.
IN ZUKUNFT Interview mit Emre Akal
 

Worum geht es in deinem Stück?
Es geht um ganz banale Dinge, um Emotionen und die Suche nach einer Heimat. Diese Heimat kann auch in einem neuen Körper sein. Oder in einem anderen Menschen. Das heißt, ich erforsche die Migration in meinem Stück mit anderen Bildern – ein Mann möchte zu einer Frau werden und er „migriert“ in einen neuen Körper. Ich versuche festzustellen, was Migration für mich bedeutet. Es geht dabei auch um Heimweh und die Frage, ob die Erlangung oder die Erfüllung dieses Heimwehs gut oder schlecht ist. Damit verhandel‘ ich gerade.

Wie kommst du voran?
Ich war sehr weit. Dann habe ich alles hingeschmissen. Hab von vorne angefangen. Dann war ich wieder etwas weiter und habe dann wieder alles hingeschmissen…Dieses Hinschmeißen bedeutet nicht, dass ich komplett bei null anfange, sondern es ist eine Geburt und die ist nicht einfach. Und desto mehr ich schreibe und wieder weglasse und wieder zum Kern zurück finde, vertraue ich drauf, dass ich zurück komme und zum Ziel finde. Vor allem mit diesem IN ZUKUNFT –Projekt, weil ich eben von Monat zu Monat immer dieses Ziel vor Augen habe. Gar nicht mal unbedingt nur zu produzieren, das Ziel ist nicht nur produzieren, sondern man weiß, man trifft diese Menschen, mit denen man seinen eigenen Stoff wieder neu verhandeln kann. Das ist für mich jedes Mal eine neue Motivation, auch darüber nachzudenken.

Warum ist IN ZUKUNFT notwendig?
Erstens, wenn keiner etwas tut, irgendwer muss mal was machen. Und zweitens, IN ZUKUNFT ist eigentlich seiner Zeit sehr weit voraus. Dadurch, dass es eben schon 2011/2012 stattgefunden hat. Es ist eine sehr aktuelle Debatte und die Theater fangen jetzt erst an zu begreifen, wie wichtig die Öffnung ist – die Diversität am Theater. Was ich übrigens auch gerade in München umsetze mit dem Göthe Protokoll, das habe ich mit gestartet. Die Diversität am Theater ist unglaublich wichtig und IN ZUKUNFT ist praktisch ein Unterstützer der Diversität am Theater und möglicherweise ein Geburtshelfer.

Was will das Göthe Protokoll?
Mit dem Göthe Protokoll kämpfen wir darum, mehr Diversität im Münchener Kulturraum, also an Theatern und auch anderen Institutionen zu ermöglichen und auch durchzusetzen. Wir treffen wir uns mit den Intendanten aller Theater und laden zu Diskussionsrunden ein. Damit haben wir eine große Medienwirksamkeit erhalten, zum Beispiel eine Seite in der Süddeutschen Zeitung. Und wir haben die Diskussion angefangen, ob die Theater in Deutschland einen gewissen strukturellen Rassismus beinhalten, den sie bis heute selber noch nicht wirklich wahrgenommen haben.

Was macht ihr für Aktionen in München?
Verschiedenen künstlerischen Aktionen, die wir initiieren. Und vor allem mit Diskussionsrunden erst einmal. Also wir treffen uns mit den Intendanten und den Dramaturgen der großen Institutionen und führen öffentliche Debatten an öffentlichen Orten. Da kommen immer hunderte von Menschen hin und hören zu. Das sind übrigens auch unsere Unterstützer. Sie kommen aus Berlin, aus Wien, etc. Wir haben mittlerweile eine unglaubliche Fangemeinde. In diesen Diskussionen erörtern wir erst einmal den Status, halten praktisch den Theatern einen Spiegel vor und konfrontieren sie mit der Tatsache, dass sie strukturellen Rassismus betreiben könnten, auch wenn sie´s nicht wahrhaben wollen.

Welches Potenzial hat Theater? Was kann es erreichen?
Theater kann beweisen, dass diese Gesellschaft fähig und auch willig ist, sich zu öffnen und vor allem kann Theater ermöglichen, die Diversität, die sowieso existiert, auch in Form künstlerischer Ausdrucksformen zu erleben.

…warum?
…weil das Theater für mich und auch für viele meiner Freunde, mit denen wir das Göthe Protokoll machen, der Ort ist, der für uns gleichzeitig ein Spiegel und eine Form ist, gesellschaftliche Debatten zu führen und gesellschaftliche Probleme gemeinsam zu analysieren. Das Publikum geht dorthin, um gewisse Themen zu analysieren, um bei Debatten dabei zu sein. Und vielleicht auch Fehler von sich selbst zu erkennen. Und deswegen ist Theater für mich eigentlich eine Form….ja ein Ort der Debatte und der Diskussion und des Lernens für alle, für die Zuschauer und für die Menschen, die spielen, schreiben und in welcher For5m auch inmer beteiligt sind.

Was war deine Motivation bei IN ZUKUNFT mitzumachen?
Ich möchte schreiben. Das ist mein Wille, ich möchte schreiben und zwar für dieses Theater, von dem ich gerade erzählt habe. IN ZUKUNFT hat mich unglaublich angesprochen. Ich war sehr neugierig auf diese verschiedenen Menschen, die da hinkommen. Das war für mich ein ganz wichtiger Punkt, dass ich mir dachte, ich lerne andere Autoren kennen, die vielleicht einen ähnlichen Erfahrungshintergrund haben wie ich.

Wie läuft der Workshop?
Super, sehr gut. Ich war erstaunt, so gute, so talentierte Autoren kennenzulernen oder Dramatiker. Das hätte ich nicht erwartet und es bestärkt mich darin, weiterzumachen.

Theater kann beweisen, dass diese Gesellschaft fähig und auch willig ist, sich zu öffnen und vor allem kann Theater ermöglichen, die Diversität, die sowieso existiert, auch in Form künstlerischer Ausdrucksformen zu erleben.
Emre Akal, IN ZUKUNFT Autor