"Kultur macht stark"

„Theater hat keinen Lehrplan!” – WLT ermöglicht Kindern mit Fluchthintergrund Zugang zu kultureller Bildung

Bildungschancen verbessern, Kindern und Jugendlichen Selbstvertrauen schenken, ihre Kreativität fördern – das sind die Ziele von „Kultur macht stark. Bündnis für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Bereits zum dritten Mal macht das Westfälische Landestheater bei „Kultur macht stark“ mit. „Das Projekt ist etwas ganz Besonderes“, so Ralf Ebeling, Intendant des WLT. „Der Schritt aus der Schule und dem Alltag heraus, die Fahrt zu einem Ort, wo sie unter sich proben können, all das ist für die Kinder eine Chance, sich selbst zu entdecken und auszuprobieren.“ Seit Beginn der Förderung wurde so zahlreichen Schülerinnen und Schülern mit Fluchtgeschichte ein erster Zugang zu kultureller Bildung überhaupt ermöglicht.

Musik und Theater

Seitdem hat es sich immer weiterentwickelt. Unterstützung erhält das WLT durch die Musiker André George und Marcus Seiler, die verschiedene Projekte und Workshops in der Kulturbrennerei Castrop-Rauxel anbieten, sowie Hendrik Becker und Katarina Markova, die in der Theater- und Zirkuspädagogik, Clownerie und Performance tätig sind. „Zu Beginn haben wir nur einen mehrtägigen Workshop angeboten, jetzt arbeiten wir über Monate mit knapp 45 Kindern und Jugendlichen zusammen“, erzählt Katrin Kleine-Onnebrink, Theaterpädagogin am WLT.

Die Schülerinnen und Schüler im Alter von 10 bis 13 Jahren stammen aus den DAZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) und den Regelklassen der Sekundarschule Süd in Castrop-Rauxel. Brigitte Edeler, Direktorin der Sekundarschule Süd, steht voll und ganz hinter dem Angebot: „Unsere Schülerinnen und Schüler haben teilweise traumatische Erfahrungen gemacht, wenn sie zu uns kommen. In der Schule können wir das gar nicht alles auffangen. Gerade über Theater und Musik überwinden sie sprachliche Barrieren, fassen Vertrauen und entdecken Talente, von denen sie bisher nichts wussten.“ Wenn es doch einmal Verständigungsprobleme gibt, stehen die Übersetzer Yasan Hawa und Fadia al Mouzael den jungen Künstlerinnen und Künstlerin zur Seite. Das Motto in diesem Jahr: „Wir machen uns auf den Weg – Eine musikalische Theaterreise“. „Wir haben den Kindern und Jugendlichen nur einen groben Rahmen vorgegeben. Alle weiteren Ideen entwickeln sie von alleine. An den verschiedenen Songs oder Theaterszenen feilen wir dann gemeinsam“, erzählt André George.

Proben in der Kulturbrennerei und am WLT

Anders als in den vergangenen Jahren treffen sich die einzelnen Gruppen seit Beginn des Projekts regelmäßig auch gemeinsam im Proben- und Logistikzentrum. „Dabei ist eine Art kleines Musical entstanden“, so Marcus Seiler. „Trotz der großen Gruppe können wir uns auch individuell für die Kinder Zeit nehmen und ihnen zum Beispiel ein paar Griffe auf der Gitarre zeigen.“ André George hebt den besonderen Wert des Projekts hervor: „Es ist schön zu sehen, dass die Kinder und Jugendlichen sich von Mal zu Mal weiterentwickeln und mehr entfalten. Waren sie zu Beginn noch etwas schüchtern, haben sie jetzt alle ihren Platz in der Gruppe gefunden.“ Und Katrin Kleine-Onnebrink ergänzt: „Theater hat eben keinen Lehrplan. Bei uns gibt es kein richtig oder falsch. Jeder kann seine Ideen frei einbringen. Dabei lernen die Kinder gegenseitig aufeinander einzugehen und kritikfähiger zu werden.“ Hendrik Becker und Katarina Markova entwickeln mit den jungen Schauspielerinnen und Schauspielern Figuren, die sie auf der Bühne darstellen und geben immer wieder neue Tipps. „Es ist erstaunlich, was in den kreativen Köpfen der Kinder vor sich geht“, so Katrin Kleine-Onnebrink. Und Brigitte Edeler fügt hinzu: „Schön, dass unsere Schülerinnen und Schüler bei „Kultur macht stark“ so viel Unterschiedliches erleben.“

Bis zur Abschlusspräsentation im März ist jedoch noch einiges zu tun. Neben den regelmäßigen Proben werden die Schülerinnen und Schüler mit Bühnen- und Kostümbildner Marc Mahn eigene Elemente für ihre Bühne entwerfen und im Malersaal des WLT basteln, malen und werkeln. Bei einer öffentlichen Generalprobe am 19. März und zwei Vorstellungen am 26. März im WLT-Studio zeigen sie ihren Lehrerinnen und Lehrern, Eltern und Geschwistern, was sie in den vergangenen Monaten geprobt haben.

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