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Ergün Tepecik
Blitzlichter

Ergün Tepecik, 1944 in Gördes/Manisa/Türkei geboren, lebt seit 1971 in Deutschland.
Er hat Wirtschaftswissenschaften in Izmir studiert, ist Satireschreiber und Buchautor zahlreicher Publikationen. Viele seiner Stücke wurden aufgeführt. Ergün Tepecik ist Kunst- und Kulturkoordinator im „Alternativen Theater Göttingen e.V.“ in Nürnberg und arbeitet als Theaterpädagoge.

Ergün Tepecik hat sich mit der tragisch-komischen Geschichte „Berivan – Ein Ticket ohne Rückfahrt“ beworben. Es spielt in einem von Deutsch-Türken geführten Reisebüro, in das sich ein Neonazi flüchtet, der sich an einem ausländerfeindlichen Aufmarsch beteiligt hatte. Während der Zusammenstöße zwischen Neonazis, Autonomen und Polizei versucht die türkische Familie sich Klarheit darüber zu verschaffen, wie sie mit dem Neonazi in ihrem Reisebüro verfahren soll.

Während der Zusammenstöße zwischen Neonazis, Autonomen und Polizei versucht sich die türkische Familie Klarheit darüber zu verschaffen, wie sie mit dem Neonazi in ihrem Reisebüro verfahren soll.
Interview mit Ergün Tepecik
 

Warum ist IN ZUKUNFT notwendig?
Bei einer Podiumsdiskussion im Deutschen Theater Göttingen sagte Prof. Dr. Bassam Tibi : “Die Deutschen sind nicht integrationsfähig, viele Ausländer sind nicht integrationswillig.” (Quelle s.u.)

Für eine gemeinsame Zukunft Europas in kultureller, sprachlicher und religiöser Hinsicht ist es unerlässlich, dass in erster Linie solche Denkmuster und Haltungen abgebaut werden.

Die Mehrheitsbevölkerung und die Minderheiten (MigrantInnen) in einer Gesellschaft müssen lernen, eine gemeinsame Kultur in Zukunft zu gestalten. Dafür spielen nicht nur staatliche und zivilgesellschaftliche Organisationen eine bedeutende Rolle, sondern auch Kunst. IN ZUKUNFT erfüllt auf seine Art und Weise im künstlerisch-ästhetischen Bereich hier eine wichtige Aufgabe und trägt über das Medium Kunst und Kultur zu einem interkulturellen Austausch und einer gemeinsamen Zukunft bei.

Wie stellst du dir als Autor gesellschaftliche Einflussnahme vor?
Für mich ist hier das Stichwort „Kultur“: „Kultur ist wie ein Orchester “. (Quelle s.u.). Es liegt in der Natur der Sache, dass Melodien aus verschiedenen Musikinstrumenten unterschiedliche Klänge haben. In einem gemeinsamen Orchester werden die unterschiedlichen Klänge zu einen harmonischen Ganzem zusammen geführt. Genauso können Menschen aus unterschiedlichen Kulturen ihr Erfahrungswissen mit den anderen Kulturen reflexiv und konstruktiv einbringen und für eine gemeinsame Kultur in Vielfalt kreieren. AutorInnen und KünstIerInnen können durch die Kunst Menschen unterschiedlicher Kulturen und Hintergründe ansprechen und bewegen. Künstlerlnnen können wie ein Licht in der Dunkelheit fungieren.

Ist das durch Theater realisierbar?
Nicht immer. Was aber möglich ist, dass mit den Mitteln des Theaters gesellschaftliche Mißstände aber auch positive Beispiel auf eine künsterisch-ästhetische Weise unterschieldlichen Menschen nahe gebracht und zum Nachdenken angeregt werden.

Warum?
DarstellerInnen erleben in einer Theater-Gruppe eigene und die Erfahrungshintergründe, Wahrnehmungen und Sichtweisen der weiteren TeilnehmerInnen erleben und können gemeinsam voneinander lernen. Mit einer pädagogischen Unterstützung können auf diese Art selbstreflexive und empathiefördernde Prozesse gefördert werden.
Neben dem künstlerisch-dramaturgischen Lernprozessen tragen gemeinsame Lernprozesse in der Theaterarbeit auch zu einem sozialen Lernen bei. Das heißt, das Theater nicht nur Kunst sondern nauch eimmer ein Abbild des Sozialen ist.

Was ist deine Motivation bei IN ZUKUNFT mitzumachen?
Den Wettbewerb habe ich über eine gute Bekannte in Erlangen erfahren. So habe ich über IN ZUKUNFT Kenntniss bekommen. Besonders gefallen hat mir die Ansprache von AutorInnen mit Migrationshintegrund. Ich bewerte diesen Ansatz als einen zentralen Schritt Migration als einen wesentlichen Bestandteil einer gemeinsamen Vergangenheit und vor allem Zukunft umzusetzen. Darüber hinaus war die gemeinsame Arbeit mit Professionellen und anderen KünsterInnen an den einzelnen Stücken ein wichtiger Anreiz.

Worum geht es in deinem Stück?
Die Ereignisse in diesem Stück stammen aus einer wahren Begebenheit, die sich Ende der 1990er Jahre in der niedersächsischen Kleinstadt Northeim in einem türkischen Gemüseladen ereigneten. Inhalt des Stückes: Ein rechtsradikaler Jugendlicher, der nach einer Demonstration von Autonomen durch die Stadt gejagt wird, sucht sich bewusst als Versteck ein türkisches Reisebüro aus. Die fatale Situation, die zunächst wie ein Überfall aussieht, wird in diesem Stück auf eine tragisch-komische Art in Szene gesetzt. Das Stück zeigt, wie ein Täter (Neonazi) hier Zuflucht sucht bei seinem Opfer (Migrant).

Wie ist der Workshop für dich angelaufen?
Ich habe von der kritisch-konstruktiven Auseinandersetzung vor allem auch in Bezug auf mein Stück sehr profitieren können. Die gemeinsame Arbeit in einer sehr angenehmen Atmosphäre führte ebenso zur Bekanntschaft spannender Persönlichkeiten.

Literaturquelle: Die Situation der ersten Generation der Türken in der multikulturellen Gesellschaft – IKO Verlag / Ergün Tepecik)

Ich habe von der kritisch-konstruktiven Auseinandersetzung vor allem auch in Bezug auf mein Stück sehr profitieren können.
Ergün Tepecik, IN ZUKUNFT Autor