„Als ich hier angefangen habe, hätte ich nie gedacht, dass es 25 Jahre in Castrop-Rauxel werden“, sagt Günter Wohlfarth, Geschäftsführender Direktor des Westfälischen Landestheaters (WLT), über sein 25-jähriges Dienstjubiläum. Intendant Ralf Ebeling und Bürgermeister Rajko Kravanja beglückwünschten den Jubilar herzlich. “In diesen 25 Jahren ist das WLT zu einem sehr soliden und geschätzten Schiff geworden“, würdigte Kravanja die Leistung des WLT- Geschäftsführers.
Die ersten Erfahrungen am Theater sammelte Günter Wohlfarth von 1986 bis 1991 bei der Württembergischen Landesbühne Esslingen. In diesen fünf Jahren fungierte er zunächst als Organisationsleiter und später als stellvertretender Verwaltungsdirektor. Bevor es den gebürtigen Schwaben ins Ruhrgebiet verschlug, nahm er den Posten des Geschäftsführers der Messe Businesspark Dresden an und studierte parallel Kulturmanagement an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Das anschließende Engagement am WLT folgte am 01. Oktober 1997 mit der Spielzeit 97/98. „Am Anfang bin ich am Wochenende immer noch von Castrop-Rauxel nach Dresden gefahren“, berichtet Wohlfarth über seinen Start am WLT, bis seine Familie später im Stadtteil Frohlinde heimisch wurde.
Gut erinnern kann sich Günter Wohlfarth noch an seine erste Verwaltungsrats- und Mitgliederversammlung. „Bis dahin hatte ich auch gemerkt, wie tief sich das Theater in den roten Zahlen befindet“, erzählt er schmunzelnd. In den 25 Jahren hat Günter Wohlfarth einige Höhen wie Krisen erlebt wie Anfang der 2000er Jahre, als sich das Theater in einer existenzbedrohenden Lage befand. Der damalige Kulturminister Dr. Michael Vesper fasste den Entschluss, die Förderung des Landes für das Theater einzustellen, was das Aus für das WLT bedeutet hätte. „Was daraufhin passierte, war ein wunderbares Miteinander und eine herausragende Solidarität”, so Günter Wohlfarth. Mit Unterschriftensammlungen und weiteren Aktionen stemmten sich das Ensemble, das Publikum, die Gastpielorte und Förderer des WLT gegen die Entscheidung und bewirkten zusammen, dass die politischen Verantwortlichen doch noch umgestimmt werden konnten.
„Sogar Leute, die noch nie bei uns im Theater waren, haben uns unterstützt. In Bochum wurde uns dann mitgeteilt, dass wir zwar nicht geschlossen werden, wir uns aber auf hohe finanzielle Einschränkungen gefasst machen müssen“, sagt der Geschäftsführer über die damalige Situation. Darauf folgten einige schwere Jahre für das Westfälische Landestheater. „Aber alles Negative hat auch immer eine positive Seite. Plötzlich waren wir in aller Munde und die Leute haben sich für uns interessiert. Als wir zum Beispiel anfingen, im Sommer auf dem Marktplatz Castrop-Rauxel in einer Art Zirkusmanege zu spielen, standen die Leute in einer langen Schlange, um Karten für unsere Vorstellung zu bekommen“, erinnert sich Wohlfarth.
In der Zeit, in der der damalige Intendant Sebastian Heindrichs schwer erkrankte, übernahm Günter Wohlfarth für mehrere Jahre zusätzlich auch dessen Tätigkeit bis 2011 Ralf Ebling neuer Intendant des WLT wurde. „Für einen allein war das eine Menge Arbeit und ich war froh, als Ralf zu uns kam und ich nicht mehr alles alleine bewältigen musste“, sagt Günter Wohlfarth rückblickend. In der nun gemeinsamen Zeit des WLT- Führungsduos fällt auch der Bau des Proben- und Logistikzentrums auf dem Gelände des WLT und dessen Eröffnung im Juni 2018. Das Gebäude bietet sowohl Requisiten und Bühnenbildern als auch mehreren Proben- und Sozialräumen Platz. „Das ist ein richtiges Highlight in den vielen Jahren gewesen“, so Günter Wohlfarth, der bei seinem Jubiläum den Blick nicht nur auf die vergangenen 25 Jahre zurückwarf, sondern auch in die Zukunft blickt. „Aktuell stehen wir wieder vor spannenden Zeiten. Nicht nur für uns, sondern für die gesamte Gesellschaft. Die Pandemie, der Krieg und die Klima- und Energiekrise stellen uns alle vor große Herausforderungen, die wir als Theater aber meistern werden. Unser Ensemble wird wie gewohnt qualitatives Theater sicherstellen. Und in der nächsten Saison segeln wir auf unser 90-jähriges Bestehen zu.“