Abschied vom WLT

Wie sich später herausstellte, war der 1. August 1996 für Vesna Buljevic ein besonderer Tag, denn es war ihr erster Tag als festengagierte Schauspielerin am Westfälischen Landestheater, wo sie bis zum Ende ihrer Karriere im Sommer 2020 blieb. Fast 25 Jahre spielte die gebürtige Kroatin am WLT, in verschiedensten Rollen. Kurz vor dem Ende der Spielzeit denken wir mit Vesna Buljevic gemeinsam zurück.

„Nach meiner Schauspielausbildung in Stuttgart war ich zunächst in Kaiserslautern engagiert. Danach führte es mich – nach einem Zwischenstopp in Bremen – ins Ruhrgebiet“, erinnert sich Vesna Buljevic. Nach einem vierjährigen Engagement am Theater Oberhausen, war sie sieben Jahre lang bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen. „Ich bin eigentlich immer lange an den einzelnen Häusern geblieben“, so die Schauspielerin. Später arbeitete die Wahl-Bochumerin sechs Jahre lang freischaffend, in dieser Zeit realisierte sie erste Regiearbeiten und spielte Theater in der JVA Krümmede Bochum. „Diese Jahre waren sehr ereignisreich und intensiv. Ich habe auch sehr viel mit dem Kulturhaus Thealozzi in Bochum gemacht, mit dem wir in der Jahrhunderthalle aufgetreten sind“, erzählt Vesna Buljevic. „Das war schon etwas Besonderes, auf so einer großen Bühne zu stehen.“

Abschied Vesna Buljevic 

Mitte der 1990er Jahre wünschte Vesna Buljevic sich jedoch wieder ein festes Engagement. Nach einer Schwangerschaftsvertretung am Theater Dortmund, kam Vesna Buljevic nach Castrop-Rauxel. „Ich habe mich hier von Anfang an wohl gefühlt“, erinnert sie sich. „Wir haben am WLT einen unglaublich engen Zusammenhalt. Im Ensemble verstehen wir uns sehr gut, das merkt man auch auf der Bühne“, so Buljevic. Auch wenn die Arbeit an einem Landestheater durch die vielen Gastspiele in der ganzen Region anstrengender sei als an einem Stadttheater, ist die Schauspielerin glücklich so lange am WLT gewesen zu sein. „Toll ist, dass wir nahezu jeden Abend vor ausverkauften Reihen spielen. Gerade in den kleineren Orten ist Theater für viele Menschen ein Versammlungsort, an dem man sich trifft und einen schönen Abend gemeinsam genießt.“ Besonders in Erinnerung geblieben ist jedoch auch die Zeit, in der dem WLT die Schließung drohte. „Zu Beginn der 2000er hatten wir eine sehr schwierige Phase“, erinnert sich Vesna Buljevic. „Wir haben aber gerade durch unser Publikum eine unheimlich große Solidarität erfahren, so etwas vergisst man nicht.“

So ganz geht Vesna Buljevic aber noch nicht. In der kommenden Spielzeit wird sie weiterhin in einigen WLT-Produktionen zu sehen sein, wie etwa „Der Tatortreiniger“, „Blackout“ und „Nathan der Weise“. In einer letzten großen Rolle kann das Publikum sie außerdem in „Romy Schneider – Das Leben einer Ikone“ sehen. Die Premiere musste im März aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden und wird am 12. September 2020 im Theater Marl nachgeholt. „Ich spiele sehr gerne, das muss ich schon zugeben“, so Vesna Buljevic. „Natürlich wird es mir fehlen, auf der Bühne zu stehen. Aber es ist gut, wie es ist – und der Abschied ist ja auch ein sanfter.“