Jugendclub zeigt Stück über Mobbing
Aus einer Challenge in den sozialen Medien, einem bösen Spaß, wird rohe Gewalt und am Ende ist Ally tot. Beim Bühnensturm der drei WLT-Spielclubs präsentierte am Freitag als Erstes der Jugendclub unter Leitung von Theaterpädagogin Michi Cordes die Produktion „DNA“ von Dennis Kelly im voll besetzten Studio.
In dem brisanten Stück beschäftigen sich die zwölf Mädchen und ein Junge zwischen zwölf und 19 Jahren mit den grausamen Folgen eines Mobbing-Falls. DNA erzählt, wie die Jugendlichen mit dieser schrecklichen Situation umgehen. Während ein Mädchen versucht, die Situation eiskalt auf sachliche Weise zu organisieren und einen Plan entwickelt, wie die Clique das Geschehen gemeinsam vertuschen kann, wird bei anderen tiefe Hilfslosigkeit spürbar.
Jane hält als großmäulige Anführerin die Gruppe in Schach. Eve hingegen spricht fast nicht und wenn sie etwas sagt, wirkt sie ohne jedes Mitgefühl. Leah überlegt und redet unentwegt, als ob sie damit ihrer Verwirrung zu entfliehen versucht. Am Ende lenkt die Gruppe die Tat auf einen unschuldigen Mann, der für das, was sie getan haben, ins Gefängnis kommt.
Nach tosendem Applaus stellten sich die Jugendlichen in einem Nachgespräch den Fragen der Zuschauerinnen und Zuschauer, die das Stück als „verstörend“, „grausam“ und „düster“ empfanden. Eve wurde von Janne gespielt. Sie spricht darüber, wie sie in die Rolle hineingefunden hat. „Es war schon krass, so zu reden, es fühlte sich ein bisschen an wie ein Schlag ins Gesicht“, so die 13-Jährige. Tara, die in der Rolle der redseligen Leah aufging, beschrieb die Situation der Jugendlichen so: „Man hat auch Angst, wenn du nicht auf Janes Seite bist. Jeder in der Gruppe ist auf sich alleine gestellt und gehört doch zur Gruppe. Janne resümierte: „Ich nehme mit, dass ich so nicht bin und auch nicht so sein will.“
Kinder plädieren für buntes Miteinander
Der Kinderclub setzte am Samstag in der Stückentwicklung „Robotopia“ nach Motiven von „Viertelland“ von Gina Ruck-Pauquét ein Zeichen für Vielfalt und Offenheit in der Gesellschaft. Unter Leitung von Theaterpädagogin Lisa Marie Liebler erzählten die 15 Spielerinnen und Spieler zwischen acht und zwölf Jahren von der Entführung der Kinder in die Robotopia-Galaxie. Ihr Herrscher „Roboto“ teilt sie in streng geteilte Gruppen auf. Sie dürfen nur in ihren eigenen Farben denken, handeln und fühlen. Rot, Blau, Gelb und Grün stehen sinnbildlich für unterschiedliche Gruppen in der Gesellschaft, die nicht aufeinander zugehen, nicht miteinander reden und auch kein Verständnis füreinander haben dürfen. Denn: „Rot ist besser!“ und „Grün bleibt Grün!“.
Lisa Marie Liebler erarbeitete das Stück mit den Kindern auf verschiedene Weise: „Der Sprechchor war ein wichtiges Element, um mit der Stimme zu arbeiten. In den einzelnen Szenen konnte ich den Kindern dann die Freiheit der Improvisation lassen“, so die Theaterpädagogin.
Am Ende – im „Jahr des schillernden Regenbogens“ – bahnt sich eine Revolution an. Die Kinder wollen es nicht mehr hinnehmen. Roboto wird geschwächt. Sie präsentieren ihr Plädoyer für eine bunte Welt. Die Spielfreude und wichtige Botschaft der Kinder belohnte das Publikum im WLT-Studio mit großem Applaus.
Ein Fall für 11 – Krimiklischees im Verhör
Mit der diesjährigen Inszenierung „Ein Fall für 11“ hat der Bühnensturm-Spielclub GEN_eratiös einen pointierten und liebevoll-absurden Blick auf die Welt der Fernsehkrimis geworfen. Das Stück entstand als erste gemeinsame Arbeit von Spielclubleiterin Judith Freise-de Matteis und ihrer Tochter Elisa.
Die Idee dazu kam Elisa während eines Auslandsaufenthaltes in Spanien. Dort mit eingeschränktem Fernsehangebot konfrontiert, fand sie sich plötzlich im Dauerkrimi-Programm der ARD wieder: „Wenn du die ganze Zeit Krimi schaust, dann hörst du ständig dieselben stereotypen Fragen: Wo waren Sie zur Tatzeit? Haben Sie ein Alibi? Oft sind Krimis auch stark überdramatisiert. So entstand die Idee. Und deshalb habe ich für unsere Geschichte das Absurde der Krimis und ihrer Klischees auf die Spitze getrieben.“
Der bereits dritte Mord in der Smusie-Bar stellt die junge Kommissarin in der Krimi-Komödie „Ein Fall für 11“ vor einem Rätsel. Also kriegt sie die Legenden zur Seite gestellt, die ihr eigentlich helfen sollten, die allerdings etwas in die Jahre gekommen sind: Derrick, der in Abwesenheit von Harry selbst den Wagen holen muss, „die Alte“, die auf ihr Alter reduziert wird, und natürlich Schimanski – der raue, Ruhr-Pott-Assi mit veralteten Macho-Klischees. Selbstironisch wurden die Zuschauer durch eine Welt geführt, in der jedes Verhör wie ein Déjà-vu wirkt und jedes Motiv ein bisschen zu bekannt vorkommt.
Besonders gefeiert wurde eine Szene, in der ein Darsteller ein rohes Ei aß – Zwischenapplaus inklusive. Ein weiteres Highlight: die musikalische Einlage mit einem live gesungenen Udo-Jürgens-Song, der nicht nur die Stimmung hob, sondern auch die Vielseitigkeit der Darstellerinnen und Darsteller zeigte. Am Ende gab es viel Applaus – und das zu Recht. Der Spielclub GEN_eratiös hat mit „Ein Fall für 11“ ein witziges, cleveres Stück auf die Bühne gebracht, das den DarstellerInnen ebenso sichtlich Freude bereitet hat wie dem Publikum.
Gefördert werden die WLT-Spielclubs von der Gesellschaft der Freunde des WLT.
Die Spielclubs starten traditionell im Herbst. Ab dann wird über ein halbes Jahr bis zur Aufführung beim „Bühnensturm“ geprobt.
Wer Interesse an der Teilnahme an einem der Spielclubs hat, kann man sich bei der Theaterpädagogik melden: 02305 – 97 80 26 oder theaterpaedagogik@westfaelisches-landestheater.de.