"Ein Krimi für Jung und Alt"

„Er ist ein cooles Indentifikationsinsekt“, sagt Schauspieler Maximilian von Ulardt über den Protagonisten Detektiv Muldoon in der neuen Inszenierung Die Wanze im Kinder- und Jugendtheater des Westfälischen Landestheaters. In dem Theaterstück nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Paul Shipton geht es um Insekten, die in einem Garten zusammenleben. Wir haben mit Regisseurin Karin Eppler und Maximilian von Ulardt über die Inszenierung gesprochen:

WLT: Erzählt kurz etwas über die Geschichte und den Hauptcharakter Privatdetektiv Muldoon.
Maximilian: Es ist eine Kriminalgeschichte, die man im übertragenden Sinne gesellschaftskritisch sehen und auf unsere Welt beziehen kann. Es geht darum, dass eine Diktatur im Insektenreich installiert werden soll. Mich reizt an der Geschichte besonders die Konstellation zwischen den vielen unterschiedlichen Insekten. Privatdetektiv Muldoon ist für mich ein Käfer, der eine Mischung aus Wanze, Christian Ulmen und Schimanski ist. (lacht) Er erzählt locker, aber nimmt seine Fälle sehr ernst. Es ist ein Krimi für Jung und Alt.

 

WLT: Schauplatz der Geschichte ist ein Garten, in dem die unterschiedlichsten Insekten leben. Was macht diesen Kosmos und die Charaktere aus?
Karin: Der Gartenkosmos ist wie jede gute Geschichte, die im Tierreich spielt, eine Fabel. Die Tiere sind in diesem Moment Paradebeispiele für Menschen. In diesem Kosmos treffen wir auf die vielfältigsten Insekten. Wir erzählen eine Kriminalgeschichte, in der eine Diktatur vereitelt wird. Somit gibt es natürlich Charaktere, die bösartig sind und hintersinnig agieren. Daneben gibt es aber herzallerliebste Tiere, die gute Freunde sind, empathisch handeln und einen großen Gemeinschaftssinn haben. Dazu gibt es auch zwei Figuren, die aus diesem Gartenkosmos herausgenommen sind. Sie sind beide nicht sichtbar, spielen aber eine wichtige Rolle: Die große, gefährliche Spinne und der Mann, der im Haus wohnt. Letzterer ist das gefährlichste Tier.

WLT: Max schlüpft in alle Rollen des Stücks. Wie muss man sich das vorstellen?
Karin: Das Stück ist als pures Erzähltheater geschrieben, d.h. die Geschichte wird von der Hauptfigur Muldoon erzählt. Er erzählt die Geschehnisse aus der Vergangenheit, aber es gibt viele Momente, in denen er in die Gegenwart eintaucht. Die Zuschauer*innen sehen und hören dann dialogisch, was gerade passiert. Max spielt alle Rollen im schnellen fliegenden Wechsel. Dabei werden wir keine Kostümteile verwenden, sondern die Rollenwechsel werden ausschließlich durch körperliche und stimmliche Verwandlungen erfolgen.
Max: Da ist viel schauspielerisches Handwerk gefragt. An der Zusammenarbeit mit Karin ist es schön, dass die Rollenwechsel nicht standardmäßig passieren à la links steht die eine Figur und rechts die andere. Wir haben tolle Übergänge und Bilder gefunden, um die vielen Rollen darzustellen.

WLT: Karin, bei einer Probe hast du gesagt, dass „Die Wanze“ nach wie vor sehr aktuell ist, obwohl die Buchvorlage schon über 20 Jahre alt ist.
Karin: Jede Thematik, die sich damit beschäftigt, wie eine Diktatur entsteht, wie sie vereitelt werden kann und was das überhaupt ist, ist leider immer noch sehr aktuell. Toll an Shiptons Text ist, dass uns die Geschichte auf eine parodistische, leicht vergnügliche Weise mitnimmt. Das scheint vielleicht zunächst ein Widerspruch zu sein, aber das ist es nicht.
Max: Da stimme ich zu. Die Diktatur und die unangenehmen Charaktere dürfen bei dieser Geschichte auch so dargestellt werden, ohne dass man sich groß zurücknehmen muss. Das macht Spaß.

WLT: Bei der Inszenierung spielt auch bekannte Filmmusik eine Rolle.
Karin: Ich finde, dass die Buchvorlage sehr filmisch geschrieben ist. Die Hauptfigur zum Beispiel hat eine Rotzigkeit, die an bekannte Filmhelden erinnert. Deswegen haben wir gesagt, dass wir Filmmusik einsetzen wollen. Die reicht von Bernard Herrmann bis zu Titeln von Hans Zimmer.

„Die Wanze“ (für alle ab 10 Jahren) feiert am 18.11.2022 in der Martin Luther Schule in Hamm Premiere.