9.12.2025 – Karin Eppler inszeniert Charlotte Links Bestseller “Am Ende des Schweigens” für die Bühne. Im Interview mit WLT-Pressereferentin Sabrina Dubray sprechen die Regisseurin und Ausstatter Philipp Kiefer über das einzigartige Bühnenkonzept, die vielen Motive der Verdächtigen und warum das Publikum bei diesem Krimi selbst zum Ermittler wird.
Dubray: Die Inszenierung von “Am Ende des Schweigens” beginnt mit einem Mord und springt dann zurück, um die Täterfrage zu klären. Das Besondere: Alle Verdächtigen sind konstant auf der Bühne. Warum dieses Konzept?
Eppler: Das ist unsere Methode, die Spannung zu maximieren. Das Publikum hat alle Verdächtigen immer im Blick, wie bei einem kleinen Abzählreim. Der Roman ist sehr umfangreich, und wir mussten die über 600 Seiten zusammenfassen. Statt die vielen Ortswechsel zu bedienen, haben wir uns entschieden, die Konzentration auf die Menschen zu legen. Die Zuschauer sind aufgefordert, die wechselnden Orte – ob Garten oder Polizeirevier – durch ihre Fantasie in den Raum hineinzutragen.
Dubray: Das Bühnenbild ist kein naturalistisches Abbild, sondern ein symbolisches Kaminzimmer mit fast gotischer Anmutung. Wie unterstützt diese Reduktion die Bedrohung und die Enge des Falles?
Kiefer: Der Raum erzeugt eine Atmosphäre der Klaustrophobie. Er bildet kein Außen ab, es gibt nur ein Innen. Es ist eine sehr malerische, abstrakte Umsetzung. Durch diese Geschlossenheit wird die Konzentration auf die Figuren extrem erhöht, weil alles da drin bleibt und nirgends hingeht. Das verstärkt das Gefühl, dass diese Gruppe gefangen ist.
Eppler: Das ist entscheidend: Der Druck liegt auf den Menschen, auf den Abgründen und den Gefühlen, nicht auf den Orten. Deswegen nutzen wir Licht und Sound, um die düstere Stimmung des Misstrauens zu unterstützen.
Dubray: Das Publikum wird zum aktiven Ermittler. Der Roman ist bekannt für die vielen potenziellen Motive. Welche Abgründe erwarten uns?
Eppler: Charlotte Link wirft uns in die Abgründe des menschlichen Seins. Wir zeigen einen ganzen Blumenstrauß an Motiven: Wir haben den Ehemann in Geldnöten, eine Außenseiterin, die nicht in die Clique passt, eine Tochter mit Gewaltfantasien oder einen Fremden, der Anspruch auf das Haus erhebt. Letztlich hat jeder auf der Bühne einen Abgrund, den wir ausloten: Könnte er tief genug sein, um diese grausige Tat zu vollbringen?
Am Ende wird das Rätsel gelöst, und ein Motiv bekommt eine Stimme. Aber bis dahin gilt: Der Zuschauer muss mitarbeiten.
Dubray: Wie sah die Zusammenarbeit mit Charlotte Link aus – welche Impulse oder Hinweise der Autorin haben die Bühnenfassung besonders geprägt? Und spürt ihr einen besonderen Druck, ein so erfolgreiches Werk erstmalig auf die Bühne zu bringen?
Eppler: Wir haben über ihr Management die einzelnen Schritte der Arbeit und alle Kürzungen von Motiven und Figuren eingereicht. Wir haben immer sehr positive Rückmeldungen bekommen. Sie gab uns lediglich den kleinen, aber wichtigen Hinweis, dass sie sich das Ende gerne dramatisch wünscht.
Kiefer: Der Druck liegt in der Entwurfsphase – eine Setzung zu finden, die dem Werk gerecht wird. Aber wenn der Entwurf steht, ist der Druck weg, und in der Realisationsphase überwiegt die Freude.
Dubray: Dann bleibt uns nur zu sagen: Rätseln Sie mit!
Eppler: Absolut. Wir haben einen Cocktail zubereitet, den man genießen kann, der aber die Hirnwindungen anzuwerfen verlangt. Kommen Sie, gucken Sie. Lassen Sie sich mitreißen in dieses spannende Rätsel.
Termine:
Am Ende des Schweigens, 13.12.2025 20.00 Uhr – Uraufführung, Restkarten sind noch verfügbar.
Castrop-Rauxel Stadthalle
Am Ende des Schweigens, 20.12.2025 – ausverkauft
Castrop-Rauxel WLT-Studio
Am Ende des Schweigens, 21.03.2026 20.00 Uhr- Karten verfügbar
Castrop-Rauxel WLT-Studio
Kartenanfragen unter: 02305–978020 oder tickets@westfaelisches-landestheater.de: tickets@westfaelisches-landestheater.de


