12.2.2025 – Frankenstein ist eines der bekanntesten Monster der Literaturgeschichte. Am Westfälischen Landestheater feiert am kommenden Sonntag (16.2.) Frankensteins Monster nach dem Roman von Mary Shelley in einer Neuinterpretation von Rasmus Lindberg seine Deutsche Erstaufführung. WLT-Dramaturgin Sabrina Klose und Regisseur Kristoffer Keudel, der zuletzt mit „Pension Schöller“ Publikum und Kritiker begeisterte, sprechen im Interview über die Inszenierung, den Aspekt der künstlichen Intelligenz und der daraus resultierenden Verantwortung.
Warum haben wir das Stück im Spielplan? Sabrina Klose, welche Anknüpfungspunkte gab es, diesen Stoff in unser Programm aufzunehmen?
Sabrina Klose: Überzeugt hat mich der Aspekt der künstlichen Intelligenz und die Frage, was das mit der Gegenwart zu tun hat. Also zu erzählen, dass jemand etwas Künstliches erweckt, dann rausschickt in die Welt und keine Verantwortung mehr dafür übernimmt. Das ist das eigentliche Thema und ein sehr aktueller Aspekt. Und ich war von Anfang sehr angetan davon, wie aktuell der Roman von Mary Shelley noch heute ist, obwohl er 1816 geschrieben wurde.
Ich habe mit Kristoffer Keudel gesprochen, der die Inszenierung des Stoffes übernehmen sollte und er hat dann „Frankensteins Monster“, ein Stück von Rasmus Lindberg, vorgeschlagen und aus dem Schwedischen ins Deutsche übersetzt.
Kristoffer Keudel, was hat dich daran gereizt, diese Produktion zu übernehmen?
Kristoffer Keudel: Der Stoff hat mich sofort interessiert. Da stecken so viele Aspekte drin. Der Roman gilt heute als einer der größten Romantik- und Schauerromane und auch als Meilenstein des Horror-Genres mit ganz großem Einfluss auf die Populärkultur.
Es ist einer der ersten Science-Fiction Romane und bietet darüber hinaus spannende philosophische, naturwissenschaftliche und psychologische Bezüge. Kurz gesagt, in dem Stoff steckt viel mehr als in so manchem B- Movie, das auch auf der Frankenstein- Story basiert, vermuten lässt. Und damit ist er einfach auch ein toller Theater-Stoff.
Unsere Produktion heißt „Frankensteins Monster“, nicht wie das Original von Mary Shelley, das „Frankenstein“ heißt. Unsere Produktion basiert auf den Motiven des Klassikers, aber es gibt durchaus Unterschiede. Kommen Fans des Originals trotzdem auf ihre Kosten?
Keudel: Also die Fans des Buches kommen klar auf ihre Kosten. Aber wie bei jeder Buch-Adaption ist es natürlich unmöglich, alle Aspekte auf die Bühne zu bringen. Der Autor Rasmus Lindberg verwendet aber wesentliche Motive des Romans. Und hat dann trotzdem mit seinem Stück eine eigene rasante, berührende und, wie ich finde, auch manchmal humorvolle Geschichte geschrieben.
Und natürlich gibt es dann auch einige Unterschiede zum Original, also unsere Inszenierung spielt zum Beispiel in einer künstlichen Gegenwart. Frankenstein ist eine Frau, die selber keine Kinder bekommen kann und deshalb versucht, eines zu erschaffen und sie belässt es auch nicht bei einem Versuch.
Auf Social Media wurde ein Video-Dreh angeteasert: Die Fotos und die kurze Szene zeigen ein gruseliges Monster. Wie schaurig wird es denn?
Keudel: Es wird schon auch schaurig. Alleine die Ausgangssituation: da werden Leichenteile ausgegraben und zusammengenäht. Aber es geht eben auch um starke Emotionen, um Enttäuschung und Rache und was passieren kann, wenn Liebe versagt oder entzogen wird.
Klose: Das passiert dann vielleicht auch mehr im Kopf, da wird es schon so richtig schaurig. Ich habe auf einer Probe schon gekreischt wie ein kleines Mädchen.
Wir haben es gerade schon angesprochen. „Frankenstein“ gilt als einer der ersten Science-Fiction-Romane. In unserer Produktion „Frankensteins Monster“ spielt künstliche Intelligenz auch eine Rolle. Was wollt ihr darüber verraten?
Keudel: Frankenstein schafft ihre Wesen aus Teilen von toten Körpern und sie belebt diese. Das ist natürlich etwas anderes als das, was wir jetzt landläufig unter KI verstehen, aber sowohl bei Frankenstein als auch heute können wir sehen, dass so etwas mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden ist. Frankenstein hat die Folgen ihrer Schöpfung nicht im Blick.
Was, wenn sich die Kreatur verselbständigt und ihr intellektuell vielleicht sogar überlegen ist? Die Geschichte lehrt uns, dass zu Erfindungen Verantwortung gehört. Und verantwortungsvolles Handeln ist keine Science-Fiction, keine Zukunftsmusik, sondern aktuell sehr nötig.
Was können die Besucher von der Musik erwarten?
Keudel: Das sind tolle und anspruchsvolle Songs, komponiert von Martin Sundbom, die live vom Ensemble gesungen werden. Die Musik ist ein nicht unwesentlicher Teil dieser Produktion und stützt und transportiert die emotionale Ebene.
Klose: Der musikalische Aspekt ist für uns im Jugendtheater ungewöhnlich, noch dazu in dieser Bandbreite: Es gibt Metal-Songs, aber auch Balladen, die ans Herz gehen.
Was könnt ihr über das Bühnenbild und die Kostüme verraten?
Keudel: Das Stück hat die Form einer Collage. Auch Frankenstein collagiert im Grunde, wenn sie ihre Wesen zusammenfügt. Formal setzen wir das im Bühnenbild fort. Marc Mahn hat für uns ein wunderbares modulares Bühnenbild geschaffen, bei dem drei Spielorte gleichzeitig zu sehen sind. So kann sich das Geschehen dann im Zuge der schnellen Szenenwechsel geschmeidig verlagern.
Klose: Und die Fans des Horror-Genre werden Elemente wiederfinden. So gibt es Zitate aus „Das Cabinett des Dr. Caligari“. Oder Elemente, die man zum Thema im Kopf hat: Schläuche, Regler und Schalter.
Keudel: Aber ich denke, unser „Frankensteins Monster“ ist ganz bestimmt nicht nur etwas für Genre-Fans, sondern für alle Menschen und Monster ab 14.
Frankensteins Monster
nach Mary Shelley von Rasmus Lindberg
Deutsch von Kristoffer Keudel, mit Musik von Martin Sundbom
Für alle ab 14 Jahren
Premiere am 16.02.2025
18:00 Uhr
Stadthalle Castrop-Rauxel
Weitere Termine: 07.03.2025
20.00h Castrop-Rauxel Studio
Kartenanfragen unter: Maximilian Bock, 02305–978020 oder tickets@westfaelisches-landestheater.de.
Das Produktionsteam von Frankensteins Monster freut sich auf die Premiere: v.l. Marc Mahn, Sabrina Klose, Kristoffer Keudel