13.6.2025 – Am Sonntag, 15. Juni bringt das WLT die berühmten Lindgren-Bücher auf die Freilichtbühne. Im Interview berichten Regisseurin Dalila Niksic und Ausstatterin Clara Eigeldinger, dass die schwedische Schriftstellerin zeitlos ist und warum die Inszenierung Lotta kann fast alles der ganzen Familie Spaß machen kann.
Dalila, Was macht für dich die Qualität eines Lindgren-Stoffes aus?
Dalila Niksic: Was die Lindgren-Geschichten alle gemeinsam haben, obwohl es schon ein bisschen her ist, dass sie geschrieben wurden: Die Kinder werden auf eine ganz tolle Art und Weise ernst genommen. Es geht viel darum, dass die Kinder nicht einfach weinen oder bockig sind, sondern es gibt immer die Erklärung, dass Kinder eigentlich für voll genommen werden, dass sie selbstständig sein wollen und nicht herumkommandiert werden möchten. Das möchten auch erwachsene Mensch nicht. Das ist, wie ich finde, in Lotta sehr doll herauszuhören. Ich finde es wunderbar, dass das eine ernsthafte Herangehensweise an das kindliche Leben ist.
Darf sich das Publikum auf die originalen Lotta-Geschichten freuen?
DN: Es ist sehr viel vom Original erhalten geblieben. Wir mussten natürlich aufgrund der Zeit, Sachen wegkürzen. Die Bücher, die ja einzelne Geschichten sind, werden in der Theaterfassung zusammengenommen. Nur die Geschichte von Ostern fehlt. Wir erzählen drei Episoden mit vier Jahreszeiten. Eine haben wir uns getraut aufzuteilen, damit wir einmal durch das ganze Jahr kommen.
In der Leseprobe klang an, dass es anders als im Original eine „Working mum“ und einen „Stay at home dad“ gibt. Warum ist das der Fall?
DN: Es geht einfach darum, möglichst viele Kinder abzuholen, die da im Publikum sitzen. Ich glaube, die traditionellen Familien- und Rollenbilder sehen wir einfach sehr oft im Theater. Aber da es ja mittlerweile Gott sei Dank sehr viele unterschiedliche Familienmodelle gibt, die auch gut funktionieren – auch wenn es Verbesserungsbedarf gibt in unserer Gesellschaft –, fanden wir es ganz schön, das Modell im Rahmen der Erzählung ein bisschen aufzubrechen. Es verändert die Geschichte nicht, wenn es einen Papa gibt, der größtenteils zu Hause bleibt und die Mama geht arbeiten. Ich glaube, dass es heutzutage auch viele Familien gibt, die so funktionieren.
Haben die Bilderbücher bei der Entwicklung des Bühnenbilds eine Rolle gespielt?
Clara Eigeldinger: Die Farbtöne sind auf jeden Fall inspiriert von den Büchern. Und auch die schwedischen Häuser haben da eine Rolle gespielt in der bunten Gestaltung. Wir nehmen zum Beispiel an der Wand noch mal diese Streifen mit ihren Farben auf, um die Richtung der Häuser mit aufzunehmen. Für die einzelnen Objekte haben wir eine eigene Formsprache gefunden.
Das Bühnenbild lebt von farbigen Modulen. Wie werden sie eingesetzt?
CE: Die Module funktionieren wie Bauklötze. Es gibt verschiedene Würfel und Quader in unterschiedlichen Größen, die jeweils unterschiedliche Farben an den Seiten haben. Wir haben das so zugeordnet, dass jede Farbe einen Raum markiert. Sobald wir uns in Lottas Zimmer befinden, sind die roten Seiten nach vorne gedreht. Das ist natürlich dann für die Spielerinnen und Spieler die Herausforderung, während den Proben erstmal den Umgang damit zu finden, wann was vorne ist.
Welche Figuren werden uns begegnen und was macht sie besonders?
DN: Die Figuren sind auch sehr ähnlich denen im Originalbuch. Wir haben uns natürlich ein bisschen der Überhöhung bedient, damit die Figuren auch eine Eigenheit haben, weil sie teilweise wirklich nur einmal auftreten und eine Minute später wieder weg sind und nie wiederzusehen sind. Da muss man es schaffen, die Minute auch zählen zu lassen. Ja, die größte Änderung, die wir natürlich haben, ich glaube, das darf ja schon verraten werden, dass das Kuscheltier– der Teddy – von einer Person gespielt wird.
Warum wird „Lotta kann fast alles“ für die Familien ein großer Spaß?
CE: Also, ich denke, es gibt für Jung und Alt genügend Figuren, mit denen man sich identifizieren kann und auch Lebenssituationen und Gefühle, die einem sehr bekannt vorkommen. Und alles andere macht einfach mega viel Spaß.
DN: Es ist eine gute Möglichkeit, mal eine Stunde abzuschalten und gleichzeitig keine heile Welt, sondern eine Realität zu erleben, die so eigentlich jedem Kind passieren könnte. Das Publikum erlebt ein Jahr mit Lotta, was ihr alles passiert und wie sie damit umgeht. Die Zuschauerinnen erwartet viel Spiel, Spaß, Tanz und Musik und kann vielleicht auch ein bisschen die eigene Fantasie spielen lassen, sowohl Kinder als auch Erwachsene.
Die Premiere am 15. Juni am WLT-Probenzentrum ist ausverkauft. Ab 12.30 Uhr freuen sich die WLT-Theaterpädagoginnen mit Kreativangeboten auf die kleinen und großen Besucher*innen.
Es gibt Dezember-Termine (15. und 16.) für mit dem WLT kooperierende Kindergärten und Grundschulen in Castrop-Rauxel und weitere Termine in der Region. Da die Vorstellungen in der Stadthalle Castrop-Rauxel nicht komplett ausgebucht sind, können auch Kindergärten und Grundschulen, die bisher noch nicht mit dem WLT kooperieren, einen Besuch anfragen. Bei Interesse melden diese sich bitte an der Theaterkasse unter 0 23 05-97 80 20 oder per E-Mail: tickets@westfaelisches-landestheater.de
Im Bild von links: Dalila Niksic und Clara Eigeldinger
Foto: Volker Beushausen