Das Mädchen Wadjda heißt unser neues Klassenzimmerstück (ab 10 Jahren). In der Geschichte von Haifaa AL Mansour geht es um Wadjda, die sich nichts sehnlicher wünscht als das grüne Fahrrad aus dem Laden um die Ecke – dabei dürfen Mädchen in Saudi-Arabien gar kein Rad fahren.
Während der Proben haben wir mit Regisseurin Sibel Polat und Schauspielerin Rachel Tzegai über die Inszenierung gesprochen:
WLT: „Das Mädchen Wadjda“ ist ein Film der saudi-arabischen Regisseurin Haifaa Al Mansour, die auch den gleichnamigen Roman geschrieben hat. Kennt ihr eine der beiden Vorlagen und was begeistert euch an der Geschichte?
Rachel Tzegai: Ich kannte tatsächlich den Film. Darum wusste ich, worum es im Stück geht. Ich mag vor allem, wie Wadjda an ihrem Traum beharrlich festhält. Die Geschichte erzählt davon, dass man an seine Träume glauben sollte und sie erreichen kann, egal wie schwierig es auch scheint.
Sibel Polat: Ich kannte weder Film noch Buch. Aber ich bin sehr beeindruckt davon, dass Haifaa Al Mansour die erste Regisseurin in Saudi-Arabien ist und wie schwierig es tatsächlich war, den Film überhaupt zu drehen. Die Geschichte ist toll und wichtig zu erzählen, sodass mir die Entscheidung, das Stück zu inszenieren und die Textfassung zu schreiben, sehr leicht fiel.
WLT: Warum ist es wichtig, die Geschichte zu erzählen?
Sibel Polat: Es ist eine Geschichte mit vielen Themen wie das Erwachsenwerden, Emanzipation oder seine Träume und Utopien zu formulieren. Ich denke, dass das die Story für alle zugänglich macht. Es ist auch ein Theaterstück für Menschen, die nicht so häufig in Geschichten vorkommen und vor allem nicht als Held*innen. Beim Theater ist es leider nach wie vor so, dass bestimmte Gruppen nicht repräsentiert, gesehen und gehört werden. Es ist gerade für junge Menschen wichtig, dass sie sehen, dass auch sie im Theater stattfinden. Unter diesem Aspekt finde ich es total großartig, dass Wadjda von Anfang an eine selbstbewusste Figur ist, die keinen anderen Charakter neben sich benötigt, um groß und stark zu sein.
Rachel Tzegai: Ich denke, dass sich Schüler*innen in diesem Alter mit der Geschichte identifizieren können und sich repräsentiert fühlen. Und Wadjda eine Art Vorbildfunktion einnehmen kann.
WLT: Erzählt ein bisschen mehr über Wadjda.
Rachel Tzegai: Wadjda ist ein mutiges Mädchen, das weiß, was es will. Sie macht ihr Ding, auch wenn sie vielleicht weiß, dass es Konsequenzen geben kann. Wadjda hält an ihren Träumen und Zielen fest. Es ist beeindruckend, dass sie mit zehn Jahren ihren eigenen Willen hat und sich nicht beeinflussen lässt.
Sibel Polat: Das Schöne ist, dass Wadjda ab einem gewissen Zeitpunkt auch ein Vorbild für ihre Mutter ist. Die Mutter traut sich immer mehr und emanzipiert sich. Wadjda unterstützt sie darin. Dazu hat Wadjda auch etwas von einer Aktivistin, wenn sie unbedingt mit dem Fahrrad durch Riad fahren will, obwohl sich das für ein Mädchen in Saudi-Arabien nicht gehört und alle sagen, dass sie spinnt.
WLT: Es ist ein Solostück und ihr arbeitet in einem Zweierteam. Wie sehen die Proben aus? Gibt es bestimmte Herausforderungen?
Sibel Polat: Da es ein Klassenzimmerstück ist, ist es bei den Proben immer eine Herausforderung, den Klassenraum zu beachten – also nicht nur vorne zu inszenieren, sondern immer den gesamten Raum und die Interaktion mit den Schüler*innen mitzudenken.
Rachel Tzegai: Die Proben sind sehr intensiv, machen aber viel Spaß. Es ist eine schöne Zusammenarbeit und ich lerne viel. Ich bin sehr gespannt, wie das Stück ankommt. Natürlich bin ich auch etwas nervös, aber die Freude überwiegt.
„Das Mädchen Wadjda“ feiert mit einer Doppelvorstellung am 23.02.2023 im Theater Hameln Premiere.