Premiere von "Steht auf, wenn ihr Schalker seid"

Am Donnerstag, 25. November feiert unser neues Klassenzimmerstück Premiere. Mit Steht auf, wenn ihr Schalker seid sind wir zu Gast im Marie-Curie-Gymnasium in Recklinghausen. Mitten in der letzten Probenphase haben wir Regisseurin Pia Böhme zum Interview getroffen. Sie ist eigentlich Regieassistentin im Abendtheater am WLT, inszeniert nun aber zum ersten Mal selbst. Was Pia Böhme uns über ihre Nervosität, ihr Verhältnis zum Fußball und die Proben mit Schauspielerin Lara Wolf erzählt, erfahren Sie hier:

WLT: Du inszenierst zum ersten Mal. Wie aufgeregt warst du vor der ersten Probe?
Pia: Tierisch! (lacht) Ich habe im Sommer angefangen das Stück zu lesen und es dann glaube ich fünf- oder sechsmal gelesen, weil ich immer das Gefühl hatte mich vorbereiten zu müssen, irgendetwas in der Hand haben zu müssen, bevor es in die erste Probe ging. Irgendwann wusste ich dann aber gar nicht mehr, wie ich mich noch vorbereiten sollte und habe dann Sachen zu recherchiert, die für das Stück überhaupt nicht wichtig sind. Nach dem Motto: Hauptsache es kann nichts schiefgehen. Direkt vor der ersten Probe war ich dann echt ziemlich nervös.

WLT: Als Regisseur*in steht man bei der Probe ja irgendwie im Fokus und alle erwarten, dass ganz viel zum Stück erzählt wird.
Pia: Ja, und das man schon voll den Überblick hat. Und das hatte ich irgendwie noch gar nicht. Ich wusste ungefähr, was mir wichtig ist und in welche Richtung es gehen soll, aber ich hatte noch gar keine konkreten Ideen.

WLT: Wie hast du dich denn abgesehen vom Lesen des Stücks auf deine erste Regiearbeit vorbereitet?
Pia: Ich habe mit Fußball-Fans gesprochen, weil witzigerweise haben ja fast alle, die an der Produktion beteiligt sind, nicht viel mit Fußball zu tun. (lacht)

WLT: Du also auch nicht?
Pia: Überhaupt nicht. (lacht) Ich bin zwar in Dortmund aufgewachsen, da kommst du am Fußball nicht wirklich vorbei. Und im Gespräch mit meinen Eltern ging es natürlich um den BVB. Außerdem habe ich mit Tankred (Tankred Schleinschock, musikalischer Leiter am WLT) gesprochen, der ja Fan von Werder Bremen ist. Von ihm habe ich gelernt, dass es so etwas wie Freundschaften zwischen Fußballvereinen gibt. Und über Fankulturen habe ich einiges gelesen. Da gab es auch vieles, was mir nicht so bewusst war. Im Stück kommt das nicht direkt vor, aber es war trotzdem interessant. In der Materialmappe von Sabrina (Sabrina Klose, KJT-Dramaturgin am WLT) ging es zudem viel um Frauen im Fußball, das fand ich auch total spannend.

Leseprobe Steht auf, wenn ihr Schalker seid_Volker Beushausen_2 

WLT: Wie kam es, dass du bei dem Stück zugesagt hast?
Pia: Als ich letztes Jahr bei der Sielplanpräsentation der vier Landestheater NRW dabei war, haben wir unter anderem aus diesem Stück eine kurze Szene gespielt. Damals hatte ich es schon komplett gelesen und wusste, dass es eigentlich gar nicht um Fußball geht, was man vom Titel her im ersten Moment vermutet. Eben weil so viel mehr darin steckt, bin ich sicher, dass auch diejenigen, die sich nicht für Fußball interessieren, viel mitnehmen können und sich angesprochen fühlen.

WLT: Ein Solo-Stück ist für eine erste Regiearbeit sicher gut.
Pia: Ja, ich habe mich auch total darüber gefreut, dass ich für das Kinder- und Jugendtheater inszenieren darf, weil ich finde, dass man da viel mehr ausprobieren kann. Gerade Kinder und Jugendliche sind total offen und finden alles spannend. Da bekommt man auch ein ehrliches Feedback, was gut ankommt und was nicht.

WLT: Was macht das Stück denn für dich so interessant?
Pia: Dass eben um viel mehr als Fußball geht. Das habe ich jetzt beim Besuch in der Patenklasse total gemerkt. Die Jungs fanden das Stück toll, weil sie Fußball mögen. Die Mädchen hingegen haben erkannt, dass der Kern ein anderer ist. Da fiel nämlich direkt der Begriff „Außenseiterin“. Sie haben gemerkt, dass Chrissi – die Protagonistin – es nicht so leicht in der Schule hat, dass sie gemobbt wird und sich missverstanden fühlt. Wenn ich an meine Teenager-Jahre zurückdenke, hatten wir sicher alle ab und zu das Gefühl, nicht reinzupassen und anders zu sein. Mit den Eltern ist es schwierig, in der Schule läuft es nicht. Auf einmal aber findet man etwas, das glücklich macht, wo man das Gefühl hat, gut aufgehoben zu sein. Bei Chrissi ist das zwar extrem, aber ich denke, dass alle sich damit identifizieren können.

WLT: Wie ist Probenarbeit im Zweier-Team?
Pia: Es ist total super mit Lara (Lara Wolf, Schauspielerin). Gerade weil sie auch Anfängerin ist, können wir ganz viel zusammen ausprobieren. Wir können beide Sachen vorschlagen und wenn eine von uns merkt, dass etwas nicht funktioniert, kann man gemeinsam schauen, wie es anders gehen könnte. Bei einer größeren Gruppe treffen zwangsläufig viel mehr Ideen und Meinungen aufeinander. Wichtig ist mir, dass Lara sich mit allem wohl fühlt, was sie auf der Bühne spielt.

WLT: Was bei einem Solo-Stück ja vermutlich noch wichtiger ist.
Pia: Genau.

WLT: Du bist ja Regieassistentin am WLT und hast nun schon mit einigen Regisseur*innen zusammengearbeitet. Guckt man sich da etwas ab?
Pia: Es gibt tatsächlich so ein paar Sachen, die ich mir abgeschaut habe. Zum Beispiel, wie ich meine Notizen schreibe. Es gibt aber auch Dinge, die ich selbst nicht machen möchte. Daraus entwickelt sich dann vielleicht irgendwann ein eigener Stil.

WLT: Die Premiere wird direkt in der Schule stattfinden. Wie war eure Probe dort bei der Patenklasse?
Pia: Wir waren sogar schon zweimal dort. Einmal waren wir direkt in einem Klassenzimmer. Das war total schön, weil es sehr privat war und die Schüler*innen sich dort sehr wohlgefühlt haben. Bei der anderen Probe waren wir in einer Art Aula, wo eine ganz andere Atmosphäre herrschte. Es gab viel mehr Distanz zwischen Lara und dem Publikum.

WLT: Wie wird es bei der Premiere sein?
Pia: Den Raum haben wir schon gesehen, er ist zwar etwas größer, aber geschlossen. Es fühlt sich also eher an wie im Klassenzimmer, darauf freue ich mich schon.

WLT: In der Schule sind die Schüler*innen ja in ihrer vertrauten Umgebung und sind viel offener als bei Vorstellungen hier.
Pia: Ja, ich bin total gespannt. Gerade zu Beginn des Stücks pöbelt Lara ja das Publikum sozusagen an. (lacht) Wir hoffen, dass da Reaktionen zurückkommen. Bisher war das immer so. Das wünsche ich mir auch für die Premiere.

Das Stück eignet sich für Kinder zwischen 10 und 14 Jahren. Interessiertes Lehrpersonal erhält weitere Informationen bei der Theaterpädagogik des WLT: Katrin Kleine-Onnebrink unter 02305 – 978056 oder kleine-onnebrink@westfaelisches-landestheater.de.