Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt

„Die Zusammenarbeit mit dem gesamten Ensemble macht sehr viel Freude. Wie alle mit diesem nicht ganz so einfachen Stoff umgehen, ist toll“, sagt Regisseur Felix Sommer über die Arbeit zur neuen Inszenierung Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt im Kinder- und Jugendtheater des Westfälischen Landestheaters. Vor der Premiere haben wir uns mit Felix Sommer und Ausstatter Marc Mahn zu einem Gespräch getroffen:

WLT: Für alle, die die Geschichte nicht kennen – worum geht es?
Felix Sommer: Es geht um Paulina, die den Spitznamen Maulina trägt. Sie ist zwölf oder dreizehn Jahre alt und ihr Leben gerät mehrfach aus der Bahn. Zunächst muss sie mit ihrer Mutter aus dem geliebten Zuhause „Mauldawien“ in das schreckliche „Plastikhausen“ ziehen, weil sich die Eltern trennen. Dazu bleibt ihr Vater mit einer neuen Frau in ihrem alten Zuhause. Im Verlaufe der Geschichte erfährt sie dann, was der eigentliche Grund für den Auszug ist. Ihre Mutter ist schwer erkrankt. Letztendlich geht es in der Geschichte darum, wie sie mit alldem umgehen kann oder auch nicht.

WLT: Was gefällt euch an der Geschichte?
Felix Sommer: Als ich das Textbuch zum ersten Mal gelesen habe, musste ich lachen und weinen und habe dann sofort gesagt, dass ich das gerne machen will. Ich finde die Geschichte wahnsinnig gut und ich mag die Sprache – gerade von Maulina. Es ist großartig, wie sie die ganze Zeit schimpft und dafür auch Gründe hat. Sie ergibt sich nicht einfach ihrem Schicksal.
Marc Mahn: Ich fand beim Lesen besonders die zwei Welten „Mauldawien“ und „Plastikhausen“ toll und welche große Bedeutung sie für die gesamte Geschichte haben.

WLT: Marc, kannst du noch ein bisschen mehr über diese beiden Welten sagen?
Marc Mahn: „Mauldawien“ ist eine recht spezielle Welt, die man vielleicht nur aus Filmen wie Pippi Langstrumpf kennt. Ich mag solche bunten und verspielten Welten. Dazu steht im völligen Kontrast das schlichte und funktionale „Plastikhausen“. Solche Räume sind allgegenwärtig, wie zum Beispiel in Altenheimen oder in Krankenhäusern, und den meisten Leuten bekannt. Dieser Unterschied hat mich sehr gereizt.

 

WLT: Ihr habt schon ein bisschen über Maulina erzählt. Was ist das Besondere an diesem Charakter?
Felix Sommer: Maulina macht das, was die meisten Leute eben nicht machen: Sie macht sofort den Mund auf, wenn ihr etwas nicht passt und das sehr deutlich. Daher hat sie auch ihren Spitznamen „Maulina“. Und das macht die Figur so toll und spannend. Sie ist ein freies, starkes und mutiges Mädchen.

WLT: Am Ende stirbt Maulinas Mutter. Es ist also auch eine Geschichte über Tod, Verlust und Trauer.
Felix Sommer: Die Aufgabe des Theaters ist es, nicht nur fröhlich und lustig zu sein, sondern auch traurige Themen anzugehen. Meiner Meinung nach leben wir in einer Gesellschaft, die das Thema Tod versucht, wegzudrängen und gar nicht erst zu bearbeiten. Wenn Maulina gesagt wird, wie es um ihre Mutter steht, wird zusammen getrauert und es wird nicht geschwiegen. Alle Figuren dürfen traurig, wütend, aber zwischendurch auch mal fröhlich sein, weil Lachen genauso zur Trauer dazugehören kann. Darin haben uns auch Frau Vogel (Hospitzdienst) und Frau Nowak (Leitung von Trauergruppen für Kinder) von der Caritas, die bei einer Probe zu Besuch waren, bestärkt. Es ist genau das, was die Figur des Generals eigentlich immer wieder sagt: „Leben heißt aushalten und weitermachen“. Das passiert in der Geschichte auf eine schöne Weise, denn sie versinkt nicht in Trauer. Ein Stück machen zu dürfen, das solche Emotionen auslösen kann, ist toll.

Das Theaterstück „Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt“ (ab 10 Jahren) feiert am Sonntag, 19.02.2023 um 15 Uhr im WLT-Studio Premiere.

Karten für die Vorstellung sind an der Theaterkasse erhältlich:

Tel.: 02305 978020 oder per E-Mail an tickets@westfaelisches-landestheater.de