Im neuesten Kinderstück des WLT “Löwenzahn und Seidenpfote” geht es um eine Mäusefamilie mit Mäusesohn und Mäusetochter, einem sehr ungleichem Geschwisterpaar das gemeinsam Abenteuer erlebt. Die Vorlage stammt aus der Feder von Janosch. Premiere feiert das Stück für alle ab 4 Jahren im Rahmen des „Bühne raus“- Wochenendes am 16. Juni im Parkbad Süd. Regisseurin Frances van Boeckel verrät im Interview, worauf sich die kleinen und großen Zuschauer freuen können.
Das Buch ist fast 30 Jahre alt. Ist es deiner Meinung nach immer noch aktuell?
Auf jeden Fall! Das Stück hat über die Jahre eher noch an Aktualität dazugewonnen. Gerade die – wenn auch oft unterbewusste – klassische Rollenvergabe durch Eltern, im Kindergarten oder in der Grundschule haben langanhaltende Auswirkungen. Wenn Jungs z. B in der Grundschule schlagen werden sie eher als übermütig oder körperlich unterfordert hingestellt. Sollten Mädchen ähnliches tun ist es dann eher eine Erziehungsfrage mit „‚Mädchen tun so etwas nicht!“. Mädchen sind fleißig, gut in Deutsch und schlecht im Rechnen. Jungs sind eher faul, Störenfriede, rechnen gut und eher körperlicher. Jungs stören laut und Mädchen leise. Also nochmal, ja, ich finde das Buch mit seiner leisen Gesellschaftskritik ist meiner Meinung nach sehr aktuell.
Deine Inszenierung wird ein anderes Ende haben als das Buch? Warum hast du dich dazu entschieden?
Bei meiner Bearbeitung stelle ich die von Janosch eher leise gehaltene Kritik an der Vergabe der Geschlechterrollen in den Vordergrund. Welches Verhalten erwarten sich Eltern von ihrer Tochter, von ihrem Sohn? Welche Farben bevorzugen sie, welche Fähigkeiten sollten sie haben und wie unterscheiden sie sich? Was möchte ich als Mutter oder Vater gerne an meine Kinder weitergeben? Mit dieser Thematik spiele ich in meiner Bearbeitung, mit den allgegenwärtigen Klischees und Rollenvorgaben aus dem täglichen Leben. Das natürlich vor allen Dingen mit sehr viel Spaß. Das ist mir besonders wichtig denn ich möchte Kinder und Erwachsene lachen sehen, dann ist es gut.
Wieviel aus der Buchvorlage hast du zur Inspiration für das Bühnenbild und die Kostüme genutzt? Wie nah wird die Inszenierung am Buch sein?
Dabei habe ich mich auf das Wesentliche beschränkt. Was ist wichtig für das Stück, wie würden Kinder mit ihren Möglichkeiten und ihrer Sicht z.B. eine Katze darstellen? Was braucht es damit Kinder in einer Person eine Maus erkennen? Den gleichen Ansatz haben wir beim Aufbau des Bühnenbildes genutzt. Marc Mahn, unser Bühnenbildner, hat da tolle Arbeit abgeliefert. Ohne zu viel zu verraten kann ich sagen, dass wir mit nur wenigen Handgriffen unterschiedlichste Atmosphären darstellen können. Natürlich spielen die klassischen Farben Rot und Blau dabei eine Hauptrolle.
Das Spiel der Schauspieler auf der Bühne wird thematisiert, alle Rollenwechsel und Umbauten finden auf der Bühne statt: warum dieser Ansatz?
Ich mag es gerne, wenn gerade das junge Publikum sieht mit welch einfachen Mitteln man Theater machen und spielen kann. Durch kleine Veränderungen werden Rollen gewechselt und Bilder geändert. Gerade Kinder finden es faszinierend solche Vorgänge zu beobachten, das bringt sie näher an ihre eigenen Erfahrungen und zeigt ihnen: „Ich kann es einfach so machen! Es geht!“ Dadurch wird die Phantasiewelt der Kinder ernst genommen und sie bekommen hoffentlich mehr Lust auf Theater.
Du hast auch die Fassung geschrieben. Was war dir dabei wichtig?
Oft haben Eltern ein Wunschbild wie ihr Kind sein soll. Das habe ich als Mutter von zwei Töchtern auch oft und schiebe mein Kind unbewusst in eine Richtung die das Wunschbild vorgibt. Aber man sollte nicht vergessen genau zu schauen wen man da vor sich hat und besser nach Fähigkeiten und Charakter unterstützen als regulieren zu wollen. Gerade Eltern sollten neugierig sein und offenbleiben. Irgendwann bei den Proben sagte jemand: „Eigentlich machen wir ein Stück, das Eltern etwas zeigt und Kindern etwas vorlebt.“ Genau das finde ich für mich wichtig: Theater für ein Publikum von 4 bis 104 spannend zu gestalten indem man Kinder ernst nimmt.
Für die Premiere am 16. Juni im Parkbad Süd bei „Bühne raus“ gibt es ab sofort Karten zum Preis von 11,00 € für Erwachsene und 9,00 € für Kinder bei Maximilian Bock unter 02305-978020 oder bock@westfaelisches-landestheater.de.