"Ich war sofort fasziniert von der Geschichte"

Am Sonntag, 16.10.2022 um 15 Uhr feiert die Inszenierung Die Werkstatt der Schmetterlinge nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Giocanda Belli am Westfälischen Landestheater (WLT) Premiere. In den letzten Probentagen haben wir uns mit Regisseurin Damira Schumacher und Ausstatterin Nina Wronka zu einem Gespräch getroffen:

WLT: Ihr beide seid zum ersten Mal am WLT zu Gast. Wie ist die Zusammenarbeit zustande gekommen und habt ihr schon einmal im Team gearbeitet?
Damira: Ursprünglich habe ich mich am WLT für die Leitung des Spielclubs „Generatiös“ beworben, was aber leider aus zeitlichen Gründen nicht geklappt hat. Dadurch ist aber der Kontakt zum WLT und schließlich die Zusammenarbeit entstanden. Mit Nina ist das tatsächlich das erste Projekt, an dem wir gemeinsam arbeiten. Kennengelernt haben wir uns bei der Premiere von „Kleiner König Kalle Wirsch“ in Wiesbaden, bei dem Nina die Ausstattung übernommen hat. Als dann das Angebot vom WLT kam, habe ich Nina gefragt, ob sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen kann.
Nina:: Über diese Anfrage habe ich mich sehr gefreut und ich musste auch nicht lange überlegen, ob ich zusage. Ich hatte dann sehr schnell Ideen für das Stück.

WLT: War euch die Buchvorlage bekannt und was reizt euch an der Geschichte?
Damira: Ich kannte das Buch vorher nicht, aber ich war sofort fasziniert von der Geschichte, vor allem von der poetischen Sprache und der mystischen Welt. Für mich ist das eine alternative Schöpfungsgeschichte. Ich bin schnell dem kleinen Künstler Rodolfo, der einen großen Traum hat und dafür viele Hindernisse überwinden muss, gefolgt.
Nina: Ich kannte die Geschichte bereits und das Buch hat für mich eine große Bedeutung. Mein Mann hat es mir am Anfang unserer Beziehung geschenkt und später haben wir es unseren Kindern vorgelesen. Die Geschichte hat etwas Zauberhaftes. Die Figuren sind toll und die Illustrationen von Wolf Erlbruch sind wunderschön.

 

WLT: Die Geschichte dreht sich rund um die Gestaltenden aller Dinge. Was ist das für eine Welt?
Damira: Die Gestaltenden aller Dinge gestalten alles, was wir so kennen. Es gibt bei ihnen grundsätzlich zwei Gruppen: Die einen erschaffen Pflanzen und die anderen Tiere. Dann gibt es wiederum einige, die große Dinge wie Sterne oder Metalle entwickeln. Rodolfo, der aus einer bekannten Familie an Gestaltenden kommt, hat einen großen Traum: Ein Wesen zu erschaffen, dass fliegen kann wie ein Vogel und so schön ist wie eine Blume. Das ist aber in dieser Welt ein Problem, denn Pflanzen und Tiere darf man nicht miteinander mischen. Daraufhin versetzt die Weise Alte, das Oberhaupt der Gestaltenden, ihn und seine Freunde Fedora, Kalle und Gwendolin in die ungeliebte Insektenwerkstatt, die sie alle langweilig finden. Dort muss Rodolfo ein paar Hindernisse überstehen, um sich seinen Traum zu erfüllen. Im Buch geht es vor allem um die Gruppe rund um Rodolfo. Wir haben nun mit Fedora eine starke Figur an Rodolfos Seite gestellt, die eine erzählende Funktion einnimmt. Außerdem wollten wir gerne etwas über Freundschaft erzählen.

WLT: Bei der Ausstattung habt ihr sehr auf den Aspekt der Nachhaltigkeit geachtet.
Nina: Uns beiden war es wichtig, die Ausstattung so nachhaltig wie möglich zu halten. Mir ist das ein persönliches Anliegen, denn ich denke, dass ich als „Gestaltende aller Dinge“ eine Verantwortung trage. Beim Bühnen- und Kostümbild haben wir versucht, nur bereits vorhandene Materialien zu verwenden. Wir haben uns immer hinterfragt, was brauchen wir wirklich und woher bekommen wir es. Wir haben geschaut, was wir in den Werkstätten, im Theaterfundus oder privat gefunden haben. Wenn wir dann doch etwas bestellen mussten, dann waren es gebrauchte Dinge. Manchmal mussten Ideen auch wieder verworfen werden, weil diese zu aufwendig in der Umsetzung waren. Uns ist es aber gelungen, dass keine unnötigen Sachen verwendet werden – darüber bin ich sehr froh.
Damira: Zudem hat das generell sehr zur Produktion gepasst, denn auch die Gestaltenden aller Dinge verwenden die unterschiedlichsten und gebrauchten Materialien, um die Insekten zu entwerfen.
Nina: Insekten und Artenvielfalt ist natürlich auch ein wichtiges Thema: Alle Tiere haben etwas Besonderes und Nützliches an sich und sind ein wichtiges Glied in der Kette. Toll finde ich, dass die Theaterpädagogik des WLT an das Thema der Nachhaltigkeit mit einem Workshop anknüpft und mit den Kindern aus recycelten Materialien bastelt. Wenn über das Mittel Theater etwas weitergegeben werden kann und Kindern auf spielerische Weise wichtige Themen unserer Zeit vermittelt werden können, dann ist das sehr schön.