Premiere von „Antigone“

Am 10.04.2022 feiert unsere neue Inszenierung Antigone Premiere. Zuvor haben wir uns mit Regisseurin Karin Eppler und Ausstatter Philipp Kiefer zum Interview getroffen:

WLT: Karin, du hast gesagt, dass „Antigone“ zwar ein alter Stoff ist, aber ihr ihn aktueller denn je findet. Warum?
Karin Eppler: Es zeigen sich Problemstellungen, die auch in unserer heutigen Gesellschaft noch nicht bewältigt sind wie die Themen Impfung oder der Umgang mit Flüchtlingen und der Klimakrise. Dann hat uns der Krieg in der Ukraine als Team überrascht und unsere Arbeit an „Antigone“ noch einmal in ein anderes Licht gestellt.

WLT: Inwiefern?
Karin Eppler: Wir haben uns schon früh dafür entschieden, uns mit Punk und Punkbands zu beschäftigen. Bei den Frauenpunkbands kommen viele aus Russland und sind politisch sehr aktiv.

WLT: Antigone und Punk. Wie geht das zusammen?
Karin Eppler: Beim Punk geht es darum, dass ein Einzelner eine andere Haltung einnimmt und das mithilfe von Musik zum Ausdruck bringt. In „Antigone“ zeigt sich derselbe Konflikt.

WLT: Könnt ihr auf diesen Konflikt genauer eingehen?
Karin Eppler: Es geht um ein Individuum, das sich aus innerer Überzeugung heraus gegen den Staat wendet. Sozusagen wird ein Nein gegen ein allumfassendes Ja gestellt. Und dann gibt es noch den Konflikt zwischen junger und alter Generation.
Philipp Kiefer: „Antigone“ ist ja auch eine Familiengeschichte. Alle Figuren sind miteinander familiär verbandelt und stehen sich in ihren Ansichten gegenüber. Das erhöht das Konfliktpotenzial.

 

WLT: Die Inszenierung ist ab 15 Jahren. Warum ist „Antigone“ gerade für ein junges Publikum interessant?
Philipp Kiefer: Ich glaube, es sind die Gegensätze, die junge Leute spannend finden. Es ist interessant, sich in die Situation und die Gefühle hineinzuversetzen und zu schauen, was es mit einem macht.
Karin Eppler: Es gibt Themen, da gibt es nur ein Ja oder Nein und man muss sich dazu positionieren. Das kann eine Zerreißprobe sein, die gerade junge Menschen mitmachen.

WLT: In der Inszenierung erzählt Antigone ihre Geschichte selbst.
Karin Eppler: Wir finden, dass im 21. Jahrhundert Antigone ihre Geschichte selbst erzählen kann, es kein Erzähler für sie übernehmen muss. Wir deuten Antigone als Figur auch anders als es häufig getan wird. Unsere Antigone ist keine passive Frau, sondern sie hat sich bewusst entschieden, ihren Bruder zu begraben und sich gegen den Herrscher Kreon zu stellen, mit dem sie auf Augenhöhe ist.
Philipp Kiefer: Der Titel lautet Antigone. Ich finde es deswegen gut, dass man ihr die Sprecherrolle zukommen lässt. Diese Aktivität haben wir auch im Bühnenbild umgesetzt, da wir uns gegen einen statischen Raum und für Dynamik entschieden haben. Es ist ein Raum geworden, mit dem man spielen kann und der Spielangebote für die Schauspieler*innen bietet, indem sie sich die einzelnen Situationen bauen können.

 

Der Einführungsvortrag zu “Antigone” mit Dramaturgin Sabrina Klose, Regisseurin Karin Eppler und Ausstatter Philipp Kiefer kann auf unserem YouTube-Kanal oder hier angeschaut werden.