Interview mit Regisseurin Karin Eppler und Bühnen- und Kostümbildner Marc Mahn zur Premiere von “Ich bin eine Schauspielerin, mehr nicht. Romy Schneider – Das Leben einer Ikone”.
Die ursprünglich geplante Premiere im März musste durch die Corona-Pandemie leider abgesagt werden. Nun feiert die Biografie über eine der schillerndsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts am Samstag, 12. September um 19.30 Uhr im Theater Marl. In Castrop-Rauxel haben Sie am 4. und 21.3.2021 die Möglichkeit die Inszenierung zu sehen.
WLT: Euer Stück beginnt in einem Auktionshaus. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Karin Eppler: Es gab in den letzten Jahren in Süddeutschland tatsächlich zwei Versteigerungen von Exponaten, die Romy Schneider mal besessen haben soll. Wir haben keinen realen, echten Rahmen gesucht, um etwas nachzustellen, was es wirklich gegeben hat, sondern einen Ort, an dem man mit Respekt einen schönen Blick auf Romy Schneiders Leben zurückwerfen kann. Dieses Auktionshaus ist sozusagen eine Klammer, die wir uns damit gegeben haben. Auch auf die Frage hin: Was bleibt von einer Ikone und wie viele Farben sind dazwischen, wie viele Gegenstände, wie viele Menschen, wie viele Geschichten, wie viele Filme, wie viele Emotionen?
Marc Mahn: Das Auktionshaus ist wirklich sehr passend, da an diesen Exponaten ja auch Geschichten dranhängen.
WLT: Was hat dich daran gereizt, das Leben von Romy Schneider auf die Bühne zu bringen?
Karin Eppler: Für mich war sofort klar, dass hier – in Kombination mit Marc und dem Stoff – eine große Herausforderung vorliegt. Und das ist das, was mich immer reizt. Mein Stück ist kein Königsdrama, sondern wir haben eine Biografie, die Höhen und Tiefen hat und die man in der Vita, sagen wir, mit einem Drama klassischer Güte vergleichen kann.
WLT: Romy Schneiders Leben bietet viel Stoff. Wie hast du aus den beiden Werken von Günter Krenn, die als Grundlage dienen, eine Bühnenfassung geschrieben?
Karin Eppler: Im Titel steht deutlich „Die Biografie einer Ikone“ – und ich hatte große Lust, dass wir nicht nur Teilausschnitte dieser großartigen Schauspielerin und ihres Lebens zeigen, sondern einen biografischen Bogen schlagen. Das heißt für mich, wir dürfen als Zuschauer mit dabei sein, wie sie diesen kometenhaften, ganz zauberhaften, wundervollen Aufstieg hingelegt hat – der wird uns allen noch im Gedächtnis sein: die Sissi-Filme. Dass es aber darüber hinaus auch noch unglaublich viele andere Filme, Themen und Facetten gab von dieser Frau, die es sich lohnt entweder wieder oder neu kennenzulernen. Bei diesem Neukennenlernen habe ich mir Schwerpunkte gesucht, das sind ganz oft Übereinstimmungen von „Wo steht Romy Schneider gerade im Leben?“ und „Welche Rollen konnte sie spielen?“. Bei ihr ist auf, sage ich mal, prophetische Art und Weise, verstrickt was sie in ihrem wahren Leben erlebt hat und was inhaltlich in ihren Filmen los war. Oder umgekehrt. Die Zuschauer können mit dabei sein und spürbar erleben welche Verquickungen es zwischen Kunst und Leben bei ihr gab. Diese Vermischung von Grenzen. Es geht nicht um die Illustration, sondern um die Imagination. Deshalb hat Frau Romy Schneider bei uns ein doppeltes Gesicht, sozusagen. Einerseits gibt es eine Romy – die etwas naive Seite in Romy Schneider – die alles aktuell im Jetzt erlebt, in ihrer Frische, in ihrer Fröhlichkeit. Andererseits haben wir eine Frau Schneider, die einen eher schon geschulteren Blick auf die Lebensdinge hat. Dem Ensemble ist es wichtig, dass wir nicht Romy Schneider oder Sissi nachspielen. Wir nähern uns dem Leben dieser tollen Frau mit einem respektvollen Blick und aus vielen Blickwinkeln, mit verschiedenen Personen.
WLT: Wie funktioniert denn dieses Zusammenspiel der Romy und der Frau Schneider auf der Bühne?
Karin Eppler: Ein Mensch hat so viele Herzen in seiner Brust. Romy Schneider vereinte ebenso viele Facetten in sich, so dass sie einen inneren Monolog mit sich selbst führt. Für das, was wir mit uns selbst austragen, eine Pro- und Kontraliste – „Wie habe ich das gemacht? Habe ich das gut gemacht? Oder habe ich das schlecht gemacht?“ – haben wir auf der Bühne die Möglichkeit, dass ein und dieselbe Person mit sich sprechen kann. Das ist ja das, was wir alle erleben, wenn wir mit uns selbst ins Zwiegespräch gehen. Das ist für den Zuschauer natürlich hochattraktiv, weil Romy Schneider eine außerordentlich lebensbejahende Frau, aber auch eine zwiegespaltene Persönlichkeit war. Dieses Lebensbejahende und das Zwiegespaltene lässt sich hervorragend umsetzen mit zwei verschiedenen Polen, die miteinander sprechen können.
WLT: Auf welche Personen trifft Romy Schneider noch in eurem Stück?
Karin Eppler: Für uns war es wichtig zu zeigen, in welchen Zusammenhängen Romy Schneider gelebt hat. Damals mit ihrer Mutter und ihrem Vater, die werden natürlich mit dabei sein. Es werden aber auch Figuren auftauchen, die aus ihren Filmen stammen. Wir werden zwar keine Sequenzen von ihren Filmen zeigen, sie uns aber selber erschließen. Das heißt, dass alle, die Filme von Romy Schneider kennen, ein schönes Wiedererleben haben werden –natürlich künstlerisch umgesetzt. Wir werden keine Kinoleinwand haben, auf der wir das abbilden. Und Leute, die möglicherweise ihre Filme gar nicht kennen – außerhalb der großen Gassenhauer –, die werden vielleicht große Lust bekommen, doch auch mal einen französischen Film von ihr anzugucken.
WLT: Wie setzt ihr diese verschiedenen Themen und Orte im Bühnenbild um?
Marc Mahn: Das Bühnenbild orientiert sich an den Auktionshäusern, die relativ schlicht sind, aber gleichzeitig eine gewisse Eleganz haben. Wichtig zu überprüfen war, dass die Bühne auch noch funktioniert, wenn man in einzelnen Szenen aus dem Auktionshaus hinausgeht. Ob es funktioniert, dass all diese Geschichten, die wir über Romy erzählen, auch in diesem Raum spielen können und ob man das Auktionshaus dann nicht mehr als solches wahrnimmt.
WLT: Also ist es eine chronologische Reise durch ihr Leben?
Karin Eppler: Da haben wir uns schon entschieden nicht hin und her zu springen, weil das bei Romy Schneider, wie in jedem anderen privaten Leben auch so ist, ein Unterschied ist, ob man ein Teenager ist oder eben schon eine Frau in hoher Reife.