Vorhang auf für Vincent Bermel

„Vorhang auf“ für unsere Mitarbeiter*innen. In dieser Rubrik stellen wir die (neuen) Gesichter des WLT anhand eines kurzen Fragebogens vor. Wer sind die Menschen, die hier Theater machen?
Wir zeigen es Ihnen:

1) Was hast du gemacht, bevor du am WLT angefangen hast?
Ich bin – gemessen an meinem Alter – erst seit Sommer 2019 mit Ende meiner Ausbildung “richtiger” Schauspieler. Davor habe ich ein Studium der Geophysik erfolgreich absolviert (häufige Frage: “Was macht man damit?”), aber nie in diesem Bereich gearbeitet.
Seit meinem Abschluss an der Schauspielschule habe ich ein paar Rollen bei Privattheatern gespielt, Drehtage bei Fernsehserien gehabt, bei Studentenfilmen mitgespielt, Filmfestivals besucht und war im Kabarettensemble der “Immisitzung” in Köln.
Meine letzte Rolle vor der Zeit beim WLT habe ich coronabedingt nie gespielt. Angefangen von einer Woche in Südtirol in der ersten Märzwoche sind bis in den Oktober alle Auftritte ausgefallen. Im Sommer wollte ich “auf meine alten Tage” nochmal mit meiner Pfadfindergruppe durch Rumänien reisen, ist aber auch Covid zum Opfer gefallen.

2) Was liebst Du an Deiner Arbeit?
Dass sich über die Karriere hinweg keine Routine einschleift, jede Rolle ist ein neues Projekt ist. In den Rollen kann man sich für kurze Zeit in verschiedene Lebenswege hineinfühlen und der Frage nachgehen: “Was wäre, wenn ich…”. Mir kommt gelegen, dass es immer einen äußeren Druck gibt, sich ins kalte Wasser zu werfen und den inneren Schweinehund zu überwinden.

3) Was ist dein liebstes Theaterstück?
Zugegebenermaßen bin ich ein größerer Cinephiler als Theatergänger und habe viele Stücke nur gelesen und nicht als Inszenierung auf der Bühne gesehen. Bleibenden Eindruck hat bei mir “Ein grüner Junge” hinterlassen, eine fünfstündige Bühnenadaption mit Live-Film des Dostojewski-Romans von Frank Castorf, die ich 2019 in Köln gesehen habe.

4) Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?
Da zum Beginn der Spielzeit gleich fünf Übernahme-Probenblöcke anstanden, liegen ganz obenauf die jeweiligen Regiebücher. Gelesen habe ich in den letzten Wochen vornehmlich zum Zweck des Textlernens. Darunter liegt “Die Wiener Gaunersprache” von Peter Wehle, aus Interesse am Wiener Dialekt – vielleicht wird es mir beim “Trafikanten” zugutekommen.
Darunter liegt “Das Totenschiff” vom sagenumwobenen B. Traven. Das liegt da, weil ich es nach meinem Umzug nach Castrop-Rauxel noch nicht richtig weggeräumt habe. Ich fand es beim Lesen überragend und überraschend aktuell, aber bis ein nochmaliges Lesen nötig ist, braucht es noch ein paar Jahre. Die Bücher, die wirklich als nächstes rankommen, sind englischsprachig und im Regal oder gar noch im Karton. Eins davon ist von Stephen Fry.

5) Welche ist aktuell deine liebste Produktion am WLT und warum?
Coronabedingt und aufgrund meines bisher entfernten Wohnsitzes habe ich noch keinen guten Überblick über das Gesamtprogramm. Unter denen, die ich spielen werde und schon geprobt habe, ist es “Good Morning, Boys and Girls”, der Brisanz und der hervorragenden Dialoge wegen, sowie “Gespensterjäger auf eisiger Spur” wegen des (Slapstick-)Spektakels, des tollen Dr. Caligari-artigen Bühnenbildes und weil es das erste Stück ist, das ich als neues Ensemblemitglied in der Entstehungsphase mitgestalten konnte und nicht nur übernommen habe.

6) Welche Produktion würdest du dir hier am WLT wünschen?
Mich würde eine Arbeit mit einem “Autorenregisseur” interessieren, also mit einem Regisseur, der das bearbeitete Stück auch selbst geschrieben hat. Bei der Erarbeitung meines Vorsprechmonolog-Repertoires bin ich auf interessante Stücke von Laura de Weck, Wolfram Lotz und Lutz Hübner gestoßen. So auch “Dream Team” von letztgenanntem.

Vincent wird demnächst unter anderem in der Rolle des Glücksdrachen Fuchur in Die unendliche Geschichte zu sehen sein. Die Premiere ist für den 21. Februar geplant.

Gespensterjäger auf eisiger Spur_1