Interview zu „Marlow“ mit Regisseur Markus Kopf und Dramaturg Christian Scholze
Mit Marlow nach dem Bestseller von Volker Kutscher startet das Westfälische Landestheater in die Spielzeit 2020/21. Premiere feiert der Krimi am Samstag, 17. Oktober um 17.30 Uhr. Eine zweite Vorstellung zeigt das WLT um 20.30 Uhr. Coronabedingt dürfen derzeit nur je 250 Zuschauer*innen in die Stadthalle Castrop-Rauxel. „Wir haben ein umfangreiches Hygienekonzept erstellt“, so Intendant Ralf Ebeling. „Unser Publikum wird im Schachbrettmuster mit genügend Distanz zueinander sitzen. Für die Sicherheit unserer Gäste ist also zu jedem Zeitpunkt gesorgt.“ Nachdem sich die Situation im Kreis Recklinghausen am Wochenende noch einmal verschärft hat, gilt nun auch Maskenpflicht während der gesamten Vorstellung (90 Minuten ohne Pause). Das WLT hofft auf das Verständnis aller Besucher*innen und freut sich, endlich wieder vor heimischen Publikum spielen zu dürfen. Regisseur Markus Kopf verspricht einen spannenden Krimiabend, bei dem die Gäste Kommissar Rath bei gefährlichen Ermittlungen im Berlin der 30er Jahre begleiten dürfen.
WLT: Die Reihe um Kommissar Gereon Rath ist die Vorlage einer ziemlich bekannten Fernsehserie. Hat das deine Probenarbeit zu „Marlow“ beeinflusst?
Markus Kopf: Ich habe zuerst die Fernsehserie gesehen und fand sie in der Produktionsart ganz ungewöhnlich für deutsches Fernsehen. Ich fand das toll gemacht. Dann erst habe ich „Marlow“ gelesen und war total überrascht. Für mich hatte das nichts mit der Fernsehserie, deren Schwerpunkt auf der Weimarer Republik liegt, zu tun.
Christian Scholze: Die Serie erzählt nur die ersten Bände. Weimarer Republik bietet für die filmische Darstellung wahrscheinlich einfach mehr Leben als das Dritte Reich.
WLT: Wie seid ihr auf die Idee gekommen dieses Buch auf den Spielplan zu nehmen?
Christian Scholze: Wir hatten Volker Kutscher schon vor einigen Jahren im Blick, allerdings war er zu diesem Zeitpunkt eher noch ein Geheimtipp. Mit dem Erfolg der Serie “Babylon Berlin” ist er bei uns wieder stärker in den Fokus gerückt. Da ein Krimi in jeder Spielzeit fest zu unserem Repertoire gehört, haben wir uns dann schnell für ein Buch aus der Reihe rund um Kommissar Gereon Rath entschieden. Dass die Premiere mit dem neuen Staffelstart zusammenfällt, passt natürlich umso besser. Bisher ist das Interesse an der Inszenierung schon recht groß – das bestätigt uns in unserer Idee.
WLT: Die Zuschauer der Serie kennen die Handlung ja nur bis zu einem bestimmten Punkt. Wir zeigen die Adaption von Band 7. Wird dieser Sprung überbrückt oder ist dies gar nicht nötig?
Markus Kopf: Da fehlt dem Publikum gar nichts, denn man begegnet ja allen bekannten Figuren wieder. Das Wesentliche ist ja, dass die Romanreihe zwei Protagonisten hat, Kommissar Gedeon Rath und seine Partnerin Charly. Die beiden sind der jeweilige Spiegel der Zeit.
WLT: Auf welche Handlungsstränge und Figuren konzentriert sich die Theaterfassung von Jeannette Mohr?
Markus Kopf: Jeannette und ich haben die gesamte Zusammenarbeit über Skype gemacht, da sie wegen Corona gerade in den USA festsitzt. Dort arbeitet sie nämlich als Drehbuchautorin. In der Adaption konzentrieren wir uns auf Gedeon und Charly Rath, auf Marlow und den Umgang der Figuren mit dem Nationalsozialismus. Die neuen Krimis leben ja von Cliff-Hängern am Ende jedes Kapitels und springen in der Handlung hin und her, was die dramatische Umsetzung schwierig macht. Was in der Erzählung gut funktioniert, funktioniert im Theater überhaupt nicht.