Kirsten Engelmann und Christian Zell gehören seit der Spielzeit 2022/2023 zum festen Ensemble des Kinder- und Jugendtheaters am Westfälischen Landestheater. In ihren ersten Tagen am WLT haben wir uns mit Kirsten und Christian zu einem Interview getroffen:
WLT: Erzählt ein bisschen über euch. Wie seid ihr zur Schauspielerei gekommen?
Kirsten: Als Kind hatte ich schon immer den Wunsch, etwas mit Schauspiel zu machen. An meiner Schule gab es keine Theater-AG oder so, aber wenn es die Möglichkeit gab, auf der Bühne zu stehen, dann habe ich das wahrgenommen. Nach dem Abitur habe ich mich dann etwas entmutigen lassen und was „Vernünftiges“ gemacht, wie man so schön sagt. Ich habe studiert und fünf Jahre als Radiomoderatorin gearbeitet, bis ich mit 28 Jahren festgestellt habe, dass ich ja eigentlich Schauspielerin werden wollte. Dann habe ich das gemacht und gewusst, dass es kein Zurück mehr gibt.
Christian: Ich wollte immer sehr extreme Berufe machen, wie zum Beispiel Polizist, Privatdetektiv oder Psychotherapeut. Kurz vorm Abitur habe ich dann ein Praktikum bei der Polizei gemacht und festgestellt, dass ich kein Polizist sein, sondern einen spielen möchte. Parallel dazu gab es an meiner Schule eine Theater-AG, die immer eine große Musicalproduktion auf die Bühne gebracht hat. Dort habe ich für eine Rolle vorgesprochen und sie bekommen. Der musikalische Leiter meinte dann zu mir, dass ich das später einmal beruflich machen sollte. Zudem habe ich mich immer gefragt, wenn ich Filme gesehen habe, warum ich da nicht mitmachen darf. Das alles zusammen hat dazu geführt, dass ich Schauspieler werden wollte. Ich habe dann an der Arturo Schauspielschule in Köln studiert und seit 2019 arbeite ich als Schauspieler.
WLT: Wie seid ihr ans WLT gekommen?
Kirsten: Über Maximilian von Ulardt, der mein Dozent war. Er hat mir schon während meiner Ausbildung dazu geraten, mich am WLT zu bewerben und das habe ich dann auch gemacht.
Christian: Bei mir war das identisch. Max kam auf mich zu und meinte, dass er meine Energie gut findet. Dann habe ich hier vorgesprochen und es hat geklappt. Erst als Gast bei „Der kleine Vampir“ und nun bin ich festes Ensemblemitglied.
WLT: Wie sind eure ersten Eindrücke von der Stadt Castrop-Rauxel bzw. dem Ruhrgebiet?
Christian: Ich habe jetzt fünf Jahre in Köln gelebt und die Stadt ist wirklich schön, aber ursprünglich komme ich aus einem kleinen Dorf in Norddeutschland. Beim Umzug nach Castrop-Rauxel habe ich dann ein Gefühl von Aufatmen bemerkt, da hier alles ein bisschen entschleunigter zugeht, was guttut. Aber ich vermisse die zahlreichen Kioske, die es in Köln gibt.
Kirsten: Ich durfte schon erfahren, dass es einen großen Zusammenhalt unter den Nachbarn gibt. Alle sind füreinander da und helfen sich gegenseitig. Das ist schon ein Unterschied zu Köln.
WLT: Gibt es eine Rolle oder ein Stück, auf das ihr euch besonders freut?
Kirsten: In den Proben haben mir alle Rollen Spaß gemacht, aber von Anfang an, als ich die Texte bekommen habe, habe ich mich intuitiv auf Antigone und Der Ursprung der Welt gefreut. Ich finde die Rolle der Antigone so toll, weil sie so stark ist und genau weiß, was sie will. Das Stück „Der Ursprung der Welt“ behandelt ein Thema, was mir persönlich wichtig ist.
Christian: Der Trafikant. Ich habe in Leverkusen eine Vorstellung gesehen, als ich noch nicht wusste, ob ich fest eingestellt werde. Ich war von dem Stück so berührt und beeindruckt, dass ich anschließend erst einmal von Leverkusen nach Köln-Mühlheim gehen musste, um das alles zu verdauen. Ich wollte das unbedingt spielen. Als ich dann schon bei Der kleine Vampir vor der Sommerpause am WLT gearbeitet habe, fanden bereits Proben zu „Der Trafikant“ statt. Für mich hat das Stück sofort funktioniert. Die Inszenierung ist sensationell, aber natürlich macht auch der Rest sehr viel Spaß (lacht).
WLT: Zum Abschluss: Was ist für euch das Besondere am Kinder- und Jugendtheater?
Kirsten: Ich finde die Reaktion der Kinder immer spannend und sie sorgen dafür, dass keine Vorstellung der anderen gleicht, da Kinder immer anders reagieren und oft ist das auch sehr lustig. Es freut mich, wenn Kinder nach dem Stück begeistert sind oder man merkt, dass da noch etwas in ihnen arbeitet. Das ist sehr schön.
Christian: Kinder reagieren auf alles, was auf der Bühne passiert. Und wenn die dich blöd finden, dann finden die dich eben blöd. Erwachsene zeigen während der Vorstellung meistens keine Reaktion, ob es ihnen gefällt oder nicht. Wenn Kinder sich langweilen, dann merkt man das sofort. Wenn man mit dieser Demut an die Sache herangeht, dann sind Kinder und Jugendliche das beste Publikum, das man haben kann. Ich persönlich empfinde das Kinder- und Jugendtheater als das wichtigste Theater. Im Abendtheater sitzt überwiegend ein Publikum, das sich auch für Theater interessiert. Aber Kinder und Jugendliche ins Theater zu führen und ihnen einen Moment zu geben, der sie bewegt, das ist für mich die Macht des Theaters.